Je früher man einen guten Umgang mit Geld lernt, desto besser. Gerhard Fabisch, Vorstandsvorsitzender Steiermärkische Sparkasse, über Financial Health, frühe Vorsorge und das Vermeiden finanzieller Fehlentscheidungen in jungen Jahren. An der Schwelle zum Berufsleben tun sich bei Jugendlichen viele Träume auf – der erste eigene Urlaub, das erste eigene Auto, der Auszug aus dem Elternhaus. Wie können Jugendliche von Anfang an gute finanzielle Entscheidungen treffen?
GERHARD FABISCH • Im besten Fall ist man auf den selbstständigen Umgang mit Geld schon vorbereitet. Das Taschengeld ab dem Kindesalter ist eine gute Vorbereitung dafür, im Laufe seines Lebens einen guten Überblick über das verfügbare Budget und die fixen Ausgaben zu entwickeln. Es ist immer wieder überraschend zu sehen, wie gering der Informationsstand über das eigene Konto auch im Erwachsenenalter ist. Wie viel kosten wesentliche Dinge im Leben, wie Wohnen, Essen und Internet? Weiß man über seine Fixkosten Bescheid, lässt sich leichter daraus ableiten, wie viel Spielraum zur Verfügung steht, um sich etwaige Anschaffungen wie z. B. ein Moped, ein Handy oder eine größere Wohnung leisten zu können.
„Ich bin auch ein Fan davon, Taschengeld anfangs in Cash zu geben. Ist die Geldtasche leer, spürt man das sofort.“
Vorstandsvorsitzender Gerhard Fabisch.
Welches Finanzwissen sollten junge Menschen schon früh erhalten?
G F • Jeder sollte sich regelmäßig mit seinen Finanzen auseinandersetzen. Man muss dafür nicht übermäßig Zeit investieren, aber ein regelmäßiger Blick auf seine Finanzen ist sehr ratsam. In den Familien wird auch viel zu wenig über Geld gesprochen. Nur ein Beispiel: Eltern können schon mit Kindern über steigende Energiekosten reden und darüber, um wie viel mehr im Vergleich als vorher für die Verteuerung bezahlt werden muss. Ich bin auch ein Fan davon, Taschengeld anfangs in Cash zu geben. Ist die Geldtasche leer, spürt man das sofort.
Ist es mit Karten schwieriger, einen Überblick zu behalten?
G F • Karten sind grundsätzlich sehr praktisch. Tatsache ist aber, dass man den Überblick leichter verlieren kann, wenn man die Transaktionen nicht beobachtet. Der Zwang, sich mit dem Kontostand zu beschäftigen, ist mit der Kartenzahlung nicht unmittelbar gegeben. Die Limits sind so eingerichtet, dass die Bank erst dann reagiert, wenn diese überschritten werden. Bei Bargeld kann man in kein Minus geraten.

„Sparen ist eine Lebenseinstellung. Die Größe des Betrages ist eine Frage des Einkommens. Die Tatsache, dass man es tut, eine Frage des Charakters.“
Vorstandsvorsitzender Gerhard Fabiscch im Gespräch mit Redakteurin Elke Jauk-Offner
Was sollte man tun, um die Kontrolle bei höheren Ausgaben zu sichern?
G F • Vor allem bei größeren Investitionen muss man sich fragen: Ist mir dieser Wunsch mehr wert als etwas anderes, und wie lange bin ich mit dieser Finanzierung mit einem monatlichen Fixbetrag für die nächsten drei oder 25 Jahre gebunden? Es gibt dafür immer unterschiedliche Denkansätze: Will ich öfter auf Urlaub fahren und genügt mir dafür eine kleine Mietwohnung? Oder will ich einmal ein eigenes Haus im Grünen haben und verzichte daher für einige Jahre auf größere Reisen? Beide Zugänge sind möglich, der eine ist nicht besser oder schlechter als der andere.
Welche häufigen Fehler machen junge Menschen im Umgang mit Geld?
G F • Sie gehen in bestimmte Finanzgeschäfte deshalb hinein, weil es andere auch machen. Da fehlen oft Wissen und Lebenserfahrung. Ältere Menschen sind schon ein paar Mal links und rechts an den Leitplanken des Lebens angestoßen und wissen, was dann passiert – Jugendliche aber noch nicht. Ein wesentlicher Aspekt ist, dass man immer gut auf die eigene finanzielle Gesundheit achtet.
Was bedeutet finanzielle Gesundheit denn genau?
G F • Financial Health beginnt damit, dass man einen Überblick über seine Einnahmen und Ausgaben hat. Zur finanziellen Gesundheit gehört aber auch das Ansparen. Im Mindestfall geht es dabei um Geld für Notfälle, damit es zu keiner krisenhaften Situation kommt. Es gibt unterschiedliche Zugänge, ob das drei Monatsgehälter oder 10.000 Euro sein sollten. Darüber hinaus hängt der zur Seite gelegte Notgroschen auch davon ab, welchen Wert die Dinge haben, die man besitzt. Im Großen und Ganzen geht es um Beträge zwischen 5.000 und 20.000 Euro. Für Jugendliche am Anfang des Berufslebens fallen die Ansparmöglichkeiten verständlicherweise geringer aus. Hauptsache, es wird Geld angespart, auch wenn es nur eine kleine Summe ist.
Jetzt an später denken – wie lässt sich die Bedeutung finanzieller Sicherheit jungen Menschen verständlicher machen?
G F • Sparen ist eine Lebenseinstellung. Die Größe des Betrages ist eine Frage des Einkommens. Die Tatsache, dass man es tut, eine Frage des Charakters. Jugendliche haben noch nicht so hohe Fixkosten, sodass sie auch mit einem geringeren Gehalt 20 oder 30 Euro weglegen können. Ein weiterer Tipp ist: Spare am Monatsanfang und nicht am Monatsende, da kann man sich das Geld noch einteilen. Wir haben das bei zwei Gruppen mit gleichem Einkommen analysiert und der Unterschied ist sehr groß. Sinnvoll ist es auch, das angesparte Geld auf einem Sparkonto und nicht auf einem Gehaltskonto zu haben und vor einer Ausgabe umbuchen zu müssen – das macht die Entscheidung bewusster und bringt auch höhere Zinserträge. Was möchte man in 5 Jahren haben, was in 10 Jahren? Dafür sollte man sich Ansparvarianten überlegen. Wichtig ist auch die frühe Vorsorge für die Pension. Intellektuell ist die Notwendigkeit bei den meisten angekommen, die Brücke zur konstruktiven Umsetzung ist die schwierigere Aufgabe. Viele übersehen: Der Zinseszinseffekt ist mächtig, gerade über lange Laufzeiten. Das kann man später kaum mehr aufholen.
Wie haben sich Vorlieben zum Sparen und Investieren bei Jugendlichen verändert?
G F • Die beliebtesten Sparformen sind das Sparbuch und Fondssparen. Interesse besteht auch an Investitionen in Aktien und Bitcoins, diese können aber hochriskant sein. Ich will niemandem die Neugierde und den Spieltrieb nehmen, aber auch bei professionellen Anlegern machen diese nur einen kleinen Anteil aus.

Was geben Sie ihnen als wichtigsten Tipp für Financial Health mit auf den Weg?
G F • Zwei- bis dreimal im Monat auf das Konto schauen. Mit dem Sparen beginnen – auch wenn der Betrag anfangs klein ist. Und dabei durchhalten.
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