MOTOREN STATT MATURA
Schule war nicht seins, die Lehre als KFZ-Mechaniker dafür umso mehr: Warum Elke Harg heute froh darüber ist, dass ihr Sohn Daniel kurz vor der Matura das Handtuch geworfen hat.
Wenn Elke Harg heute auf ihren 26-jährigen Sohn Daniel blickt, dann tut sie das mit einer ordentlichen Portion Stolz: „Ich weiß, er wird seinen Weg gehen und sein Leben gut meistern – das hat er bewiesen.“ Das war allerdings nicht immer so: Nach gut 12 Jahren Schulkarriere, in der Maturaklasse der HAK, lagen die Nerven blank. „Wir haben gemeinsam gelernt, doch das war sehr anstrengend. Bis ich eines Tages zu ihm gesagt habe: Weißt du, für mich musst du die Schule nicht fertig machen.“ Das hat dann wohl einen Schalter umgelegt, denn Daniel hatte ohnehin schon lange das Gefühl, am falschen Ort zu sein. „Schule hat mich immer weniger interessiert, Autos dafür umso mehr“, schmunzelt er.
Plötzlich war da eine Energie, die Elke von ihrem Sohn so nicht kannte: „Es hat keine vier Monate gedauert, und er hatte eine Lehrstelle gefunden.“ Und auf einmal war alles leicht: „Ich hatte und habe jeden Tag Spaß an meiner Arbeit – und ich nehme jeden Tag was mit, auch, wenn einmal nicht alles glatt läuft. Ich habe vorher nie handwerklich gearbeitet, und mit 20 eine Lehre anzufangen, war auch nicht ganz leicht.“ Doch die Freude an der Arbeit zeigte sich letztendlich auch in Daniels Leistung: Mittlerweile hat er die Meisterprüfung absolviert, mündlich sogar mit Auszeichnung; und das, obwohl die Vorbereitungszeit mit seinem Zivildienst im Kindergarten Thal zusammenfiel. „Es war wirklich verblüffend zu sehen, wie leicht alles wird, wenn man etwas mit Begeisterung macht“, meint Mama Elke.
Freude am Job
Darum war es für sie auch nicht schwer, ihre Vorstellung von Daniels Berufsweg zu überdenken. „Natürlich hatte ich etwas im Kopf, wollte, dass er eine möglichst gute Ausbildung bekommt. Aber für mich war trotzdem immer klar, dass das nicht unbedingt in der Schule passieren muss.“ Wichtig sei vor allem, sich anzusehen, wie es dem Kind mit dem jeweiligen Weg geht. „Denn eines muss einem klar sein: Man kann sein Kind nicht durch eine Ausbildung durchtragen.“
Auch Daniel hat einen Rat für junge Menschen, die in einer ähnlichen Lage sind, wie er es vor sechs Jahren war: „Sucht euch etwas, was ihr gern macht, was euch wirklich interessiert – dann geht es auch leicht.“ Er habe etwas gefunden, was auch an schlechten Tagen Freude macht: „Ich sorge dafür, dass die Menschen mit ihrem Fahrzeug sicher dorthin kommen, wo sie hinwollen – damit weiß ich, dass ich jeden Tag etwas Sinnvolles mache.“ „Es ist verblüffend, wie leicht alles wird, wenn man mit Begeisterung dabei ist.“
Schreibe einen Kommentar