Ein Auto nicht nur fahren, sondern auch verstehen, was dahintersteckt: Das ist die Motivation vieler Lehrlinge, die Kfz-Technik erlernen. Ein Beruf mit Zukunft – und dank E-Mobilität spannender denn je.
Faszination Auto von klein auf
Es gibt Kinder, deren erstes Wort „Auto“ ist – für viele wird daraus auch der erste Berufswunsch. In den 1.200 Kfz-Betrieben der Steiermark werden aktuell rund 1.400 Lehrlinge ausgebildet:
ca. 1.200 in der Kfz-Technik
ca. 200 in der Karosseriebautechnik
Eine von ihnen ist Marie Schörgi, die im Autohaus Haas in Lannach den Beruf der Kfz-Technikerin erlernt.
Marie Schörgi: Vom ersten Schnuppern zur Lehrstelle
Marie hatte sich zunächst bei verschiedenen Unternehmen beworben – ohne Rückmeldung. Durch Zufall stieß ihre Mutter beim Vorbeifahren auf ein Stellenangebot des Autohauses Haas. Marie schnupperte hinein – und wusste: „Das passt!“
Ursprünglich hatte sie die Landwirtsschule besucht und sich auch für den Beruf des Landmaschinentechnikers interessiert. Doch die Arbeit an Autos faszinierte sie mehr. „Der Beruf ist alles andere als eintönig – jeder Tag ist anders“, bestätigt auch ihr Chef, Kfz-Meister Michael Sabo, der gemeinsam mit seiner Mutter Karin das Autohaus leitet.
Digitalisierung und E-Mobilität verändern den Beruf
Der Mechanikerberuf hat sich stark gewandelt:
Immer mehr Sensoren steuern Assistenzsysteme wie Einparkhilfe, Kamera oder Radar.
Mit Elektro- und Hybridfahrzeugen kommt zusätzliches Know-how über Elektromotoren und Hybridprinzipien hinzu.
Bei Toyota – der Marke im Autohaus Haas – haben die meisten Fahrzeuge bereits Hybrid-Antrieb. Reine Benziner sind selten. Um vorbereitet zu sein, startete Toyota früh mit Schulungsmaßnahmen für Werkstätten.
Komplexe Arbeiten an der Elektronik übernehmen Kfz-Meister. Lehrlinge führen klassische Arbeiten durch – vom Ölwechsel bis zum Radlager.
Aufbau der Kfz-Lehre
Die Kfz-Techniker-Lehre besteht aus:
Grundmodul
mindestens einem Hauptmodul (Motorradtechnik, Nutzfahrzeugtechnik oder Personenkraftwagentechnik)
optional einem Spezialmodul (Systemelektronik oder Hochvolt-Antriebe)
👉 Die Lehrzeit beträgt 3,5 Jahre, mit Spezialmodul 4 Jahre. 👉 Am Elektromotor dürfen Lehrlinge erst ab 18 Jahren arbeiten.
Hochvolt-Ausbildung: Sicherheit geht vor
Die Ausbildung im Hochvolt-Bereich ist dreistufig:
Theorie: gesetzliche Regelungen, Sicherheitsvorschriften, Funktionsweise von Elektro- und Hybridfahrzeugen
Spannungsfreischaltung: berechtigt zum Arbeiten am freigeschalteten Hochvoltsystem
Wartung & Reparatur: eigenständige Arbeiten an Elektrofahrzeugen – allerdings nur zu zweit
„Lehrlinge sollten vom orangen Kabel aber sicherheitshalber die Finger lassen“, schmunzelt Landesinnungsmeister Thomas Marichhofer.
Zukunft der Kfz-Lehre
In naher Zukunft wird die Lehrzeit auf 4 Jahre verlängert.
Das Modul Hochvolt 1 wird dann automatisch Teil der Ausbildung sein.
Die theoretische Ausbildung findet für Kfz-Techniker und Karosseriebautechniker in der TZA Arnfels statt.
👉 Damit ist klar: Die Kfz-Technik bleibt ein vielseitiger Beruf, der mit der Digitalisierung und der E-Mobilität noch spannender wird.
Siemens – ein globaler Arbeitgeber: Weltweit beschäftigt Siemens rund 312.000 Menschen – mehr, als Graz Einwohner hat. Am Standort Siemens Mobility Graz arbeiten etwa 1.500 Personen, davon 79 Lehrlinge.
Lehrlinge berichten: Chancen und Vielfalt
Im Gespräch über Chancen und Vielfalt bei Siemens Mobility (v. l. n. r.): Lehrling Rosalinde Jandl, Standortleiter Stefan Erlach, Lehrling Daniel Schwar sowie Ausbildungsleiterin Rebecca Guth-Urdl. Das Interview erschien bereits in der Jänner-Ausgabe von ZUKUNFT MEISTERN. Ab September starten wieder neue Lehrlinge bei Siemens Mobility – die nächste Chance, Teil eines internationalen Konzerns mit Zukunft zu werden, kommt wieder.
Rosalinde Jandl absolviert im dritten Lehrjahr ihre Ausbildung zur Schweißtechnikerin. Sie schätzt besonders die Kombination aus Theorie und Praxis sowie die Abwechslung im Arbeitsalltag:
„Man hat hier viele Möglichkeiten, kann sich gut weiterbilden. Theorie und Praxis sind eng verwoben und es wird auch neben dem Job Abwechslung geboten, etwa durch Sport. Das tut jedem gut.“
Daniel Schwar, Mechatroniker-Lehrling nach der Matura, hebt die Breite der Ausbildung hervor:
„Wir durften uns an 3D-Druckprojekten probieren, derzeit haben wir einen Roboter, den wir programmieren können. Das alles kann ein kleineres Unternehmen oft gar nicht bereitstellen.“
Ausbildung mit Zukunft
Auch Ausbildungsleiterin Rebecca Guth-Urdl begann einst als Lehrling bei Siemens. Heute begleitet sie junge Talente:
Lehre mit Matura wird angeboten.
Karrierewege stehen offen, Studium ist kein Muss.
Fachliches Wissen wird ergänzt durch Themen wie Persönlichkeitsentwicklung, Gesundheitsmanagement, Arbeitssicherheit und Teamfähigkeit.
Besonders wichtig ist ihr:
„Neues lernen zu wollen und sein Wissen zu erweitern, das geht auch nach der Lehrabschlussprüfung weiter.“
Gemeinschaft und Unterstützung
Schon beim Start erleben die Lehrlinge Gemeinschaft: Die Kennenlern-Tage am Reinischkogel fördern Motivation und Zusammenhalt. Daniel Schwar:
„Gerade an stressigen Tagen steigert es die Motivation, wenn man mit den Kollegen reden und sich gegenseitig unterstützen kann.“
Auch Rosalinde Jandl schätzt den Teamgeist:
„Es ist ein gutes Gefühl, dass wir an derselben Sache arbeiten und ähnliche Probleme haben. Du bist nicht allein, bist motiviert und weißt: Es wird auch wieder besser.“
Bei Schwierigkeiten stehen Guth-Urdl und ihr Team auf Augenhöhe bereit, helfen auch in Fächern wie Mathematik oder technischem Zeichnen nach – damit die Lehrlinge bei der Lehrabschlussprüfung glänzen können.
Perspektiven: Von Graz in die Welt
Standortleiter Stefan Erlach betont:
Auslandspraktika helfen, Selbstverantwortung zu übernehmen und den eigenen Platz im Leben zu finden.
Siemens Mobility liefert wichtige Elemente für die Schienenfahrzeugindustrie – eine Branche mit Zukunft und Klimarelevanz.
„Bei uns nehmen schon die Lehrlinge wahr, dass es sinnstiftend ist, in einer solchen Branche zu arbeiten und ein Stück weit beizutragen, den Planeten klimafreundlicher zu gestalten.“
Info: Siemens Mobility Graz
Produkte: Fahrwerke und Pantographen (Dachstromabnehmer) für Schienenfahrzeuge
Jährliche Produktion: ca. 3.200 Fahrwerke und 1.200 Pantographen
Nicht jeder Einstieg in die Lehre verläuft nach Plan. Genau hier setzt die Überbetriebliche Ausbildung (ÜBA) an: Sie ermöglicht Jugendlichen eine fundierte Berufsausbildung auch dann, wenn sie keinen direkten Lehrplatz finden.
Praxisnahe Ausbildung und persönliche Unterstützung Fahed Al Tamimi ist ein Beispiel dafür: Der 19-Jährige, der mit seiner Familie aus dem Irak nach Österreich kam, absolviert seine ÜBA als Kfz-Techniker bei Jugend am Werk Steiermark. Sein Ziel: die Meisterprüfung und ein eigener Betrieb.
Auch beim bfi Steiermark finden Jugendliche wie Adam Amgoune, Zerdest Fakhan, Said Dovtaev oder Jasem Ataei eine zweite Chance. In Kleingruppen lernen sie Metall- oder Elektrotechnik, Maschinenbau oder Kfz-Technik – ohne Produktionsdruck, dafür mit intensiver Betreuung.
Stimmen der Partner – Gert Niederdorfer, Geschäftsführer bfi Steiermark: „In unseren Technikzentren haben wir keinen Produktionsdruck. Wir haben hier mehr Zeit, uns auf eine Fachausbildung vorzubereiten.“ – Eva-Maria Kabas, Projektleiterin ÜBA beim bfi: Sie betont, wie wichtig kleinere Gruppen und persönliche Betreuung sind, besonders nach den Belastungen der Pandemie. – Erwin Krobek, Leiter des Bildungszentrums Paula-Wallisch-Straße (bfi): „Es geht um berufliche Handlungskompetenz – von Pünktlichkeit bis zum achtstündigen Arbeitstag.“ – Walerich Berger, Geschäftsführer Jugend am Werk Steiermark: „Die ÜBA hat auch eine gesellschaftliche Funktion: Sie qualifiziert Menschen beruflich und macht sie fit für die Zukunft.“ – Teresa Hutter-Kanduth, Teamleiterin ÜBA bei Jugend am Werk Graz: „Neben Fachwissen vermitteln wir auch Alltagskompetenzen – von Finanzen bis Integration.“ – Helge Röder, AMS Steiermark: „Die ÜBA nimmt eine wichtige arbeitsmarktpolitische Funktion ein und ist Brücke zwischen Jugendlichen und Wirtschaft.“
Ein wichtiger Baustein für die Wirtschaft Derzeit befinden sich 666 junge Menschen in der Steiermark in einer ÜBA oder in einem Zusatzqualifizierungsprogramm. Ziel ist, die Jugendlichen möglichst rasch in betriebliche Lehrstellen zu vermitteln – unterstützt durch Veranstaltungen wie das AMS-Talente-Frühstück oder Lehrstellenbörsen.
Die Jugendlichen selbst wissen, wofür sie kämpfen: eine abgeschlossene Berufsausbildung, ein sicherer Arbeitsplatz und Perspektiven für die Zukunft.
👉 Mehr über die Überbetriebliche Ausbildung lesen Sie in der Print-Ausgabe von ZUKUNFT MEISTERN – auch als E-Paper verfügbar.
Betreuerin Teresa Hutter-Kanduth, Fahed Al Tamimi und Walerich Berger, Geschäft sführer von Jugend am Werk Steiermark.
Gert Niederdorfer, Geschäftsführer bfi-Steiermark, mit Eva-Maria Kabas und Erwin Krobek, die ÜBA-Lehrlinge betreuen.
Helge Röder – Ziel der ÜBA ist es, dass die Lehrlinge bereits während der Ausbildung von einem Betrieb in ein reguläres Lehrverhältnis übernommen werden.
Erste Anlaufstelle für die ÜBA in der Steiermark
Wer nach der Pflichtschule keine Lehrstelle findet oder eine betriebliche Lehre abbricht, wendet sich zuerst an das AMS Steiermark
Dort wird geprüft, ob die Voraussetzungen erfüllt sind und welcher Weg in die Überbetriebliche Ausbildung passt.
Umgesetzt wird die ÜBA in der Steiermark gemeinsam mit folgenden Partnern:
GF Casting Solutions in Altenmarkt bildet ihre Fachkräfte selbst aus. Anders wäre es nicht möglich in einer Region, die weit vom Schuss ist. Ein Gespräch über das Herzstück eines guten Unternehmens – die Lehrlingsausbildung.
SEIT ÜBER 50 JAHREN steht Altenmarkt im Fokus der Leichtmetallverarbeitung.
Der Industriestandort besteht seit Anfang der siebziger Jahre. Heute fertigen die 650 Beschäftigten und 22 Lehrlinge der GF Casting Solutions hochkomplexe Leichtbaukomponenten für die internationale Automobilindustrie. Die Bauteile werden gemeinsam mit den Kunden entwickelt und in den Werken Altenmarkt und St. Gallen gegossen, bearbeitet und zum Teil auch beschichtet und montiert, sodass sie bei BMW, Porsche, JLR, VW oder Volvo nur noch eingebaut werden müssen.
Die GF Casting Solutions AG hat 12 Produktionsstätten weltweit. Aktuell entsteht in den USA eine neue Gießerei, um zukünftig auch am amerikanischen Markt vertreten zu sein und die Logistikkette zum Endkunden deutlich zu verkürzen. Im Werk St. Gallen befindet sich die moderne Lehrlingswerkstätte.
Ihnen liegt die Ausbildung des Nachwuchses sehr am Herz: Clemens Neuhauser und Geschäftsführer Christian Heigl von GF Casting Solutions Altenmarkt und Helmut Röck, Geschäftsführer der Metalltechnischen Industrie der WK Steiermark. (v.l.)
Das Gespräch
Christian Heigl (Geschäftsführer GF Casting Solutions) Clemens Neuhauser (Personalverantwortlicher) Hannes Stauchner (Lehrlingsausbildner) Helmut Röck (Geschäftsführer Metalltechnische Industrie, Wirtschaftskammer)
Herr Heigl, die GF Casting Solutions ist der größte Arbeitgeber in der Region. Muss man Eltern noch erklären, welche Berufe hier erlernbar sind und welche Produkte im Unternehmen entstehen?
Christian Heigl: Wir sind in der Region tief verwurzelt und haben ein großes Einzugsgebiet. Ich denke, jeder weiß hier, was wir produzieren. Seit 50 Jahren gießen wir Leichtmetall-Strukturteile für die Automobilindustrie, für nahezu alle bekannten Hersteller. Das Herstellungsprinzip hat sich im Laufe der Jahre nicht verändert, auch wenn manche Arbeitsschritte automatisiert wurden.
Wie wichtig ist die Lehrlingsausbildung im Unternehmen, Herr Neuhauser?
Clemens Neuhauser: Die ist extrem wichtig. Weil wir doch etwas abseits liegen, müssen wir unsere Fachkräfte selbst ausbilden. Rund 80 Prozent der jungen Menschen, die ihre Lehre bei uns erfolgreich abgeschlossen haben, sind auch geblieben und haben sich weiterentwickelt, wie unser Geschäftsführer. Wir bieten dafür eine gute Basis. Zwar haben wir noch genügend Bewerber für offene Lehrstellen, merken aber auch die sinkenden Geburtenraten und den Wegzug vieler Menschen in den städtischen Bereich.
Nachdem die schulische Qualität eher sinkt, investieren wir viel in Zusatzunterricht und Fördermaßnahmen, um bei Wissen und Fähigkeiten aufzuholen, was man früher vorausgesetzt hätte. Die Lehrlingsausbildung ist schon ein intensives Miteinander, sei es aus dem Betrieb heraus, aber auch bei der Zusammenarbeit mit den Eltern.
Welche Rolle spielen diese, Herr Stauchner?
Hannes Stauchner: Geht es nach vielen Eltern, so sollen ihre Kinder weiterführende Schulen besuchen. Trotzdem interessieren sich noch immer viele junge Menschen für die Lehre. Da müssen wir einhaken. Wir holen Schüler in den dritten Mittelschul-Klassen zu uns, im Polytechnischen Jahr sowieso. Wir organisieren einen Vormittag lang ein Programm, bei dem die jungen Menschen unseren Betrieb kennenlernen können, informieren über Ausbildungsschwerpunkte, Karrieremöglichkeiten und was genau hier gemacht wird.
In einfachen Animationen erklären wir den Prozess Druckguss, dazu gibt es Bauteile zum Angreifen und bei einer Werksführung präsentieren wir die Maschinen und zeigen, wie sie funktionieren. In der Lehrwerkstätte können die Schüler dann verschiedenste Sachen selbst ausprobieren: Programmieren, Schweißen, Drehen, alles in einem geschützten Rahmen. Nach so einem Vormittag blicken wir in viele leuchtende Augen. Es gilt für die Jugendlichen nun, das auch den Eltern zu vermitteln.
Was braucht es, um den passenden Beruf zu finden?
Hannes Stauchner: Ich würde den Kindern und Jugendlichen raten, sich auszuprobieren. Sie sollen schauen, was ihnen Spaß macht. Eltern sollten ihre Kinder dabei fördern. Für mich war ab dem elften Lebensjahr klar, dass ich etwas mit Elektrotechnik machen möchte. Über meinen älteren Bruder bin ich auch ins Unternehmen gekommen. Es braucht Interessen und Begeisterung für etwas, und das schon früh. Das bei Jugendlichen im Alter von 15 Jahren wecken zu wollen, wird wahrscheinlich zu spät sein.
Was würden Sie Eltern raten, Herr Neuhauser?
Clemens Neuhauser: Man sollte schon im Vorschulalter beginnen, die Kinder zu beobachten und zu fördern. Das machen bestimmt viele Eltern, aber oft ist es auch schwierig. In der Gesellschaft geht das weit auseinander – von Eltern, die sich hier zu wenig kümmern bis hin zur Überbehütung. Bei manchen Kindern muss man auch sagen: Die sind mit 14, 15 noch nicht bereit für eine Lehre. Hier wäre ein weiterer Schulbesuch wahrscheinlich besser.
Sie haben selbst im Unternehmen gelernt, Herr Heigl. Welche Karrieremöglichkeiten haben Lehrlinge hier?
Christian Heigl: Bei uns kann man alles werden. Mit einer Lehre hat man mittlerweile sämtliche Möglichkeiten. Diese bieten wir auch und unterstützen alle Mitarbeiter, die sich fort- und weiterbilden möchten. Wir haben viele Führungskräfte, die bei uns eine Lehre absolviert haben. Ich denke, das ist eine der größten Stärken, die unser Betrieb aufzuweisen hat, denn diese Personen wissen, wie die Praxis funktioniert.
Wenn wir schon über Ausbildung sprechen: Was in der Region fehlt, ist eine vollwertige HTL in Liezen. Die nächstgelegenen sind in Trieben und Waidhofen und somit außerhalb unseres Einzugsgebietes. In ganz Österreich findet sich keine derart große Region wie Liezen, die nicht über eine höhere technische Schule verfügt. Hätten wir andere Ausbildungsmöglichkeiten oder Absolventen zur Verfügung, ergäben sich auch für uns mehr Möglichkeiten. Auch haben wir kein Polytechnikum in erreichbarer Nähe, die Jugendlichen müssen nach Rottenmann fahren. Das ist nicht optimal in einer Region, die ohnehin von Abwanderung betroffen ist.
CHRISTIAN HEIGL
Für den Geschäftsführer Christian Heigl ist das Um undAuf, junge Menschen motiviert ins Berufsleben zu bringen.
Herr Röck, wie sehen Sie die Situation und die Karrieremöglichkeiten?
Helmut Röck: Ich würde gern auf die Karrieremöglichkeiten zurückkommen. Die hängen zwar vom Unternehmen ab, mehr aber von der Frage, ob bzw. wohin sich Menschen entwickeln wollen. Man muss schauen, wo die persönlichen Fähigkeiten und Interessen liegen, zudem gibt es auch Menschen, die ganz zufrieden sind mit ihrem Job in der Produktion.
Was sicher ist, dass die Fachausbildung an Stellenwert gewinnen wird, egal in welcher Position. Mit Artificial Intelligence werden manche Arbeitsschritte wegfallen, aber es wird Fachkräfte brauchen, die ein System verstehen, die wissen, wie Maschinen funktionieren, aufgebaut, betrieben oder repariert werden müssen.
Es wird in der Metallindustrie generell immer automatisierter und digitalisierter gearbeitet, damit steigen auch die Anforderungen an die Lehrlinge.
Wie bereiten Sie Ihre Lehrlinge auf diese digitale Zukunft vor?
Hannes Stauchner: Wir haben schon seit 20 Jahren Roboter-Programmierkurse in der Lehrlingsausbildung. Dort schauen wir, dass wir bei der Steuerung am neuesten Stand sind. Wir arbeiten viel mit externen Anbietern zusammen, unsere Lehrlinge fahren beispielsweise nach Linz, um Wifi-Kurse im Bereich SPS Programmierung zu besuchen. Auch in Sachen Schweißen, Pneumatik, Hydraulik usw. bieten wir Zusatzausbildungen an.
Herr Röck, wie misst man Ausbildungserfolg?
Helmut Röck: Indem man schon früh in neue Technologie und Trends investiert und nicht wartet, bis etwas „passiert“. Man muss vorausschauend agieren und die Belegschaft rechtzeitig vorbereiten, um einer Welle nicht hinterherschwimmen zu müssen.
HELMUT RÖCK
Helmut Röck (WK) sieht mit Artificial Intelligence höhere Anforderungen auf die Ausbildung zukommen.
Muss vor Beginn einer Lehre ein Schnupperpraktikum gemacht werden?
Hannes Stauchner: Ja, für mindestens drei Tage. Bei uns gibt es seit 2021 einen Online-Aufnahmetest, mit dem wir einen guten Überblick über das Wissen und den Wissensstand bekommen, und ja, ein gutes Schulzeugnis ist uns auch wichtig. Im Anschluss gibt es ein Gespräch mit Herrn Neuhauser und mir, auch mit den Eltern.
Was ist Ihnen in der Ausbildung darüber hinaus wichtig?
Hannes Stauchner: Jeden September haben wir mit alten und neuen Lehrlingen einen Workshop, in dem es um Soft Skills geht: etwa gut miteinander zu reden, sich zu verstehen. Das ist uns wichtig, weil die besten Techniker nicht zusammenarbeiten können, wenn die Kommunikation nicht passt.
Wir veranstalten Team-Building-Workshops oder Seminare zur Kostensensibilisierung, also wie man lernt, mit Geld umzugehen. Da ist auch ein Schuldenberater vor Ort, der Negativbeispiele bringt. Wir wollen, dass die Lehrlinge als mündige Erwachsene aus der Lehre gehen.
HANNES STAUCHNER
Lehrlingsausbildner Hannes Stauchner legt großen Wert auf Soft Skills und gute Kommunikation.
Welche Eigenschaften müssen angehende Lehrlinge unbedingt mitbringen?
Hannes Stauchner: Mathematik ist uns sehr wichtig, dazu geben wir vor dem Besuch der Berufsschule zusätzlich Mathe-Trainings. Wir bieten Englisch-Kurse, bei denen nicht Deutsch gesprochen werden darf. Uns ist auch wichtig, dass die Lehrlinge lernen, ihre Werkstücke zu präsentieren und darüber reden zu können. Und natürlich erwarten wir Pünktlichkeit und ein Grüßen-Können.
Wir wissen auch, dass viele junge Menschen unsicher sind. Hier haben wir Herangehensweisen, um ihnen die Scheu zu nehmen. Wenn wir merken, dass die jungen Menschen anpacken wollen, dann unterstützen wir sie dabei. Sie müssen natürlich lernen, aktiv zu sein und Infos zu holen.
Herr Neuhauser, was macht einen guten Facharbeiter aus, gerade bei einer neuen Generation?
Clemens Neuhauser: Beim Facharbeiter bleibt die fachliche Qualifikation definitiv eines der entscheidenden Themen, die man aber stets mit der Persönlichkeit verknüpft sehen muss. Ein guter Facharbeiter muss interagieren können in der Abteilung, sowohl mit jungen Nachwuchsfachkräften als auch mit Kollegen aus anderen Bereichen, die möglicherweise andere Zielsetzungen haben.
Ganz wichtig ist uns die Bereitschaft und Fähigkeit, miteinander Lösungen suchen und finden zu wollen. Da setzen wir schon früh an. Wir bieten nicht nur eine über die gesetzlichen Anforderungen hinausgehende Lehrausbildung, wir haben zudem ein großes Angebot zur Entwicklung der Persönlichkeit.
Wenn es Probleme gibt, setzen wir uns mit den Lehrlingen zusammen oder auch mit den Eltern. Dazu müssen die jungen Menschen das aber wollen. Von Altenmarkt sind Mitarbeiter schon nach China gegangen und haben geholfen, dort Standorte aufzubauen, oder in den USA. Da waren unsere Fachkräfte dabei, die erst kurz zuvor ihre Lehre abgeschlossen hatten. Die Bereitschaft, sich einbringen zu wollen, schätzen wir sehr, das brauchen wir und das macht auch unseren Standort aus.
Herr Röck, GF Casting Solutions als Lehrbetrieb?
Helmut Röck: Die GF Casting Solutions ist ein staatlich ausgezeichneter Lehrbetrieb. Das bedeutet, dass ein Unternehmen überprüft wird, ob es über das Lehrbild hinaus fachliche Ausbildungen und Persönlichkeitsausbildung anbietet. Das ist hier definitiv der Fall.
Herr Heigl, was würden Sie Eltern mitgeben, um Kinder auf den Beruf vorzubereiten?
Christian Heigl: Ich denke, es ist wichtig, den Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, in die unterschiedlichen Fachbereiche hineinzuschnuppern. Mit Eignungstests in Kombination mit Schnuppertagen bekommt man schon recht ein gutes Bild, in welche Richtungen Interessen bestehen.
Man sollte Angebote nutzen, Tage der offenen Tür beispielsweise, oder Praktika absolvieren, um herauszufinden, für welches Berufsbild die Kinder sich begeistern. Das Um und Auf ist, die Kinder motiviert und mit Leidenschaft in ein Berufsleben zu bringen.
Als ich meine Lehre machte, gab es viel weniger Auswahl als heute. Wahrscheinlich hätte ich auch andere Interessen gehabt, bin aber in die Werkzeugmacherlehre „gerutscht“ und habe mich weiterentwickelt. Das hat für mich sehr gut gepasst.
Es gibt auch andere Beispiele, jene Menschen, die mit der Berufswahl gar nicht glücklich sind. Da wäre es wichtig, in den Schulen stärker auf die Eignungen und Fähigkeiten einzugehen. Ist der Jugendliche technisch versiert, ist er sprachlich begabt, kann er gut kommunizieren? Ist er eher für eine Fachkarriere geeignet oder später als Führungskraft? Da ist noch viel Spielraum und Potenzial, um genauer hinzusehen.
Herr Neuhauser, was ist Ihnen bei jungen Menschen besonders wichtig?
Clemens Neuhauser: Ich würde das Thema „Eigenverantwortung“ mitgeben wollen, das ist enorm wichtig. Es gibt schon eine Tendenz, sich darauf zu verlassen, dass andere es für einen richten: der Kollektivvertrag, die Firma, die Gewerkschaft oder der Staat. Das sehe ich als sehr bedenklich und vor allem nicht richtig.
CLEMENS NEUHAUSER
Personalchef Clemens Neuhauser würde sich mehr Bereitschaft zur Eigenverantwortung wünschen.
Niemand außer man selbst kann die Verantwortung für das eigene Leben und die Berufslaufbahn übernehmen. Das wäre der mir persönlich wichtigste Appell. Es heißt oft schon im Elternhaus: „Lass dir das nicht gefallen“, „gehst halt da und dort hin, die helfen dir schon“ usw. Auch in jungen Jahren muss dieser Reifeprozess gegeben sein, die Verantwortung für das eigene Leben selbst in die Hand nehmen zu wollen und zu können.
Herr Stauchner, noch ein Tipp für Jugendliche?
Hannes Stauchner: Auch mein Tipp wäre: sich früh auszuprobieren und die Interessen herauszufiltern, auch wenn sich diese im Laufe der Zeit verändern können. Ich erlebe immer wieder, dass Eltern ihren Kindern alles abnehmen, etwa Termine zu vereinbaren oder Gespräche zu führen.
Wenn Eltern zu mir kommen, um mit mir über ihr Kind, meinen Lehrling, zu sprechen, sage ich zu diesem: „Lass uns das bitte in Zukunft selbst ausmachen, wir sehen uns ja jeden Tag.“ Es muss auch Ziel des Jugendlichen sein, das Leben einmal allein bestreiten zu können.
Herr Röck, was sollten Eltern tun?
Helmut Röck: Sehr zentral für mich ist, dass Eltern versuchen, die Vielfalt an Berufen aufzuzeigen, und nicht nur jene, mit denen man selbst als Elternteil Erfahrungen gemacht hat. In größeren Betrieben gibt es ein großes Angebot an Berufsfeldern, es wäre wichtig, überall hineinzuschnuppern.
Ein Gymnasium bietet relativ wenig Berufsorientierung, geschweige denn Schnuppermöglichkeiten. Auch wenn man zuerst die Zentralmatura macht oder später ein Studium: In einem Schnupperpraktikum sieht man nicht nur, welche Produkte hergestellt werden, sondern wie alles andere zusammenläuft, wie ein Unternehmen funktioniert.
Das ist eine gute Informationsbasis für die spätere Berufsentscheidung. Und das motiviert auch, lernen und Dinge anpacken zu wollen.
Das ist wie beim Berggehen, wo es egal ist, wenn ich zwischendurch schwitze, weil der Gipfel erreicht werden will. Dasselbe gilt bei der Berufswahl: Junge Menschen sollen den Gipfel sehen können, also das, wohin sie wollen. Auch wenn es dazwischen gilt, Herausforderungen zu bestreiten, der Gipfelsieg wird mit so einer Sichtweise bestimmt erfolgreich bezwungen.
Über GF Casting Solutions
Die GF Casting Solutions in Altenmarkt ist eine führende Lösungsanbieterin von Leichtbaukomponenten für die internationale Automobilindustrie. So ziemlich alle deutschen, schwedischen und britischen Fahrzeuge haben Teile verbaut, die im Gesäuse hergestellt wurden: BMW, Audi, Porsche, Jaguar Land Rover, aber auch Volvo.
Raphael Berger, Laura Faninger und Octavian Lungu lernen bei GF Casting Solutions im vierten bzw. dritten Jahr den Lehrberuf Mechatronik mit Schwerpunkt Automatisierung. Über ihre Eltern, die ebenfalls dort tätig sind, kamen sie zum Unternehmen. Nach den berufspraktischen Tagen stand für alle drei fest: Die GF Casting Solutions sollte ihr Lehrbetrieb werden.
Auch im dritten bzw. vierten Lehrjahr sind sie zufrieden mit ihrer Entscheidung, weil es noch immer viele „Wow-Effekte“ im Beruf gibt, wie Laura Faninger beschreibt. Ihnen ist bewusst, dass ihnen als Facharbeiter in der Wirtschaft alle Türen und Tore offenstehen. Auch Weiterbildungsmöglichkeiten sind vielfältig, sagt Raphael Berger, der sich gut vorstellen kann, später im Bereich Robotertechnologie und Programmierung zu arbeiten.
Dass die Ausbildung bei GF Casting Solutions erfolgreich ist, zeigen die Lehrabschlussprüfungen: Doppelt so viele Lehrlinge wie im Steiermark-Schnitt schließen die Lehre mit „Ausgezeichnet“ ab.
Im Unternehmen sind Ausbildungen in folgenden Berufen möglich:
Elektrotechnik (Anlagen- und Betriebstechnik)
Mechatronik (Automatisierungstechnik)
Metalltechnik (Maschinenbautechnik oder Werkzeugbautechnik)
Gießereitechnik
Fertigungsmesstechnik, Schwerpunkt Produktmessung
Berufe in der Metallindustrie
Mehr als 1.200 Jugendliche werden aktuell in 86 Betrieben in 50 verschiedenen Berufen zu Fachkräften ausgebildet. Die meisten davon in den Bereichen Metalltechnik (42 %), Mechatronik, Elektrotechnik, Kraftfahrzeugtechnik, Prozesstechnik, Karosseriebautechnik und Elektronik.
Technische Lehrberufe sind mittlerweile auf Platz vier der von Frauen gewählten Berufe. In der Branche verdient man überdurchschnittlich gut: Ein Lehrling in der Metalltechnischen Industrie verdient im vierten Lehrjahr mindestens 2.110 Euro, mit Lehrabschluss 2.890 Euro. Acht von zehn ausgelernten Industrielehrlingen sind fünf Jahre nach der Lehrabschlussprüfung noch im Betrieb tätig.
Über 97 % der Industrielehrlinge bestehen die Lehrabschlussprüfung, mehr als ein Viertel mit Auszeichnung.
Die Fachgruppe Metalltechnische Industrie setzt viele Initiativen, um über die Vielfalt an Berufen zu informieren.
Top-Ausbildungsplätze im Handel: SPAR bietet in der Steiermark und im Südburgenland aktuell noch rund 77 offene Lehrstellen – eine einmalige Chance für alle Jugendlichen, die mit einer fundierten Ausbildung durchstarten wollen.
Ob Einzelhandel mit Schwerpunkt Lebensmittel, Feinkostfachverkauf, Produktion bei TANN oder Logistik: Bei SPAR erwarten dich vielfältige Ausbildungswege, sichere Rahmenbedingungen und echte Karrierechancen.
Deine Vorteile bei einer SPAR-Lehre
Überdurchschnittliche Bezahlung: 1.320 € im 1. Lehrjahr, 1.540 € im 2., 1.940 € im 3.
Bis zu 2.000 € Prämie pro Lehrjahr bei sehr gutem Erfolg
„Wir geben nicht nur einen Beruf – wir geben Perspektive“
„Eine Lehre bei SPAR ist ein sicherer Einstieg ins Berufsleben – mit vielen Chancen zur Weiterentwicklung, gutem Gehalt und tollen Benefits“, so Mag. Christoph Holzer, Geschäftsführer für Steiermark und Südburgenland.
Jetzt bewerben!
Die Lehrstellen sind begehrt – wer seine Zukunft im Handel gestalten möchte, sollte sich jetzt bewerben: 👉 SPAR Karriereseite besuchen
Das Steirische Vulkanland ist mehr als nur eine Region – es ist ein Lebensraum mit Zukunft. In ‚ZUKUNFT MEISTERN 2025‘ werden ausgewählte Leitbetriebe und zukunftsorientierte Arbeitgeber aus dem Cluster Technologie & Handwerk vorgestellt. Sie zeigen eindrucksvoll, wie moderne Ausbildung, nachhaltiges Wirtschaften und gelebter Teamgeist die Region zu einem attraktiven Ort zum Arbeiten und Leben machen.
Was erwartet die Besucher:innen?
• Einblicke in gelebte Lehrlingsausbildung, Weiterbildungsangebote und Karrierepfade.
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• Inspirierende Porträts von Betrieben aus Technik, Handwerk und Industrie.
• Persönliche Geschichten von Lehrlingen und Ausbildner:innen.
• Videos und Fotostrecken direkt aus den Betrieben der Region.
Alle vorgestellten Betriebe sind Teil des Clusters Technologie & Handwerk im Steirischen Vulkanland. Auf der begleitenden Plattform www.work.vulkanland.at finden Sie weiterführende Informationen, aktuelle Jobangebote, Videos sowie direkte Kontaktmöglichkeiten zu den Unternehmen.
Jetzt eintauchen & durchstarten!
Ob Ausbildung, beruflicher Neuanfang oder Rückkehr in die Region: ZUKUNFT MEISTERN macht sichtbar, welche Chancen das Vulkanland bietet. Blättern Sie durch die aktuelle Ausgabe, entdecken Sie Menschen und Möglichkeiten – und werden Sie Teil einer Region mit Zukunft.
Wagner Smart Living Solutions Smarte Gebäudetechnik, Elektrotechnik mit IT-Fokus www.wagner-sls.at
Verein „Technik für Kinder im Vulkanland“ Ein Bildungsprojekt zur Förderung von MINT-Kompetenzen bei Kindern von 7 bis 14 Jahren. www.technikfuerkinder.at
Gemeinsam Zukunft sichtbar machen
Kooperation mit dem Steirischen Vulkanland
Mit dem Ziel, die wirtschaftliche Stärke, Innovationskraft und Lehrlingsarbeit der Region weit über ihre Grenzen hinaus sichtbar zu machen, entstand 2025 eine besondere Kooperation: Michael Fend, Geschäftsführer des Steirischen Vulkanlandes, gab grünes Licht für eine Zusammenarbeit mit ZUKUNFT MEISTERN – einem Magazinformat, das genau dort ansetzt, wo Regionen lebendig werden: bei den Menschen, den Betrieben und ihren Zukunftsideen.
Im Mittelpunkt der gemeinsamen Ausgabe stehen die Vorzeigebetriebe des Clusters Technologie & Handwerk – vom regionalen Traditionsbetrieb bis zum Hightech-Unternehmen mit internationaler Ausrichtung. Ziel war es, das Steirische Vulkanland und seine Arbeitgeber steiermarkweit sichtbar zu machen, Talente anzusprechen und den Spirit der Region zu vermitteln: kooperativ, zukunftsorientiert und menschlich.
@Bilder beigestellt, Bernhard Bergmann und Mias Photoart
Die Sommerferien sind da – endlich Zeit, um durchzuatmen, Energie zu tanken und sich inspirieren zu lassen. Vielleicht auch, um sich ganz in Ruhe die Frage zu stellen: „Was will ich eigentlich später machen?“
👉 Schau mal, was andere machen! In unserem ZUKUNFT MEISTERN ePaper erzählen junge Menschen von ihrem Weg in die Lehre – ehrlich, direkt und motivierend. Viele großartige Unternehmen aus der Steiermark stellen sich gemeinsam mit ihren Lehrlingen vor – darunter auch eine ganze Region: Das Vulkanland, das zeigt, wie vielfältig die beruflichen Möglichkeiten direkt vor der Haustür sein können.
Wir wollen nicht belehren, sondern einfach nur Ideen geben. Denn die Zukunft liegt in deiner Hand.
Nachhaltig lernen, Verantwortung übernehmen, Zukunft meistern. Bei SPAR ist eine Lehre mehr als nur eine Ausbildung – sie ist gelebte Praxis, gelebte Nachhaltigkeit und gelebte Verantwortung. Das haben Lehrlinge aus der Steiermark und dem Südburgenland eindrucksvoll bewiesen: Im Rahmen einer gemeinsamen Aktion mit Too Good To Go haben sie von 5. bis 20. Juni insgesamt 1.820 Überraschungssackerl gepackt – und damit aktiv zur Rettung wertvoller Lebensmittel beigetragen.
SPAR setzt auf eine Lehre mit Zukunft
Was macht die Lehre bei SPAR besonders? Verantwortung ab dem ersten Tag. SPAR-Lehrlinge lernen nicht nur das Handwerk des Einzelhandels, sondern gestalten mit: bei nachhaltigen Projekten, im direkten Kundenkontakt und in der laufenden Weiterentwicklung des Unternehmens.
SPAR-Geschäftsführer Mag. Christoph Holzer bringt es auf den Punkt:
„Unsere Lehrlinge haben mit viel Engagement und Kreativität gezeigt, wie einfach und effektiv Lebensmittelrettung sein kann. Nachhaltigkeit wird bei SPAR nicht nur gelehrt, sondern gelebt.“
Vorteile der Lehre bei SPAR auf einen Blick:
✅ Vielfältige Praxis: Lehrlinge durchlaufen alle Abteilungen – vom Frischebereich bis zur Warenwirtschaft – und lernen dabei alles, was sie für eine erfolgreiche Karriere im Handel brauchen. ✅ Nachhaltigkeit als Fixpunkt: Projekte wie die Kooperation mit Too Good To Go, das „Obst- und Gemüsekisterl“ oder das intelligente Bestellsystem zeigen, wie moderne Handelsunternehmen Verantwortung übernehmen – und Lehrlinge aktiv eingebunden werden. ✅ Top-Ausbildung: Neben der Praxis vor Ort profitieren SPAR-Lehrlinge von Seminaren, E-Learnings und speziellen Ausbildungsprogrammen – etwa zur*m „Green Champion“, bei dem ökologische Themen besonders vertieft werden. ✅ Starker Teamgeist: Bei SPAR wird Zusammenarbeit großgeschrieben – vom ersten Lehrjahr an sind junge Talente Teil eines großen Ganzen. ✅ Zukunftschancen: Wer bei SPAR seine Lehre absolviert, hat beste Perspektiven – viele Führungskräfte im Unternehmen haben als Lehrling begonnen.
Lehrlinge als Vorbilder
Die Aktion zur Lebensmittelrettung ist ein Beispiel dafür, wie junge Menschen bei SPAR aktiv mitgestalten – und mit ihrer Arbeit ein starkes Zeichen für den bewussten Umgang mit Ressourcen setzen.
Georg Strasser-Müller, Country Director von Too Good To Go Österreich und der Schweiz, sagt:
„Wir freuen uns besonders, dass sich auch die SPAR-Lehrlinge mit voller Motivation für mehr Nachhaltigkeit einsetzen und sagen DANKE für ihren Beitrag.“
Du willst auch eine Lehre mit Sinn?
Dann bewirb dich für eine Lehre bei SPAR und werde Teil eines Unternehmens, das Nachhaltigkeit ernst nimmt – und dich auf deinem Weg in eine erfolgreiche berufliche Zukunft unterstützt.
Sie meistert ihre Zukunft mit Bravour: Sophie Guggi (22) hat sich beim Lehrlingswettbewerb der Speditionskaufleute und -logistiker den ersten Platz gesichert – und ist damit der neue Superstar der Branche.
Wenn die besten Nachwuchstalente der Speditionsbranche aufeinandertreffen, sind Fachwissen, Spontaneität und Persönlichkeit gefragt – genau das hat Sophie Guggi unter Beweis gestellt. Die Absolventin der HLW Schrödinger absolviert derzeit ihre Lehre bei Dachser Austria und überzeugte beim diesjährigen Bewerb mit einem souveränen Auftritt.
Der Wettbewerb verlangte den Teilnehmer:innen einiges ab: Neben einer Selbstpräsentation mussten sie eine fiktive Firma vorstellen, einen (ebenfalls fiktiven) Auftrag gewinnen und spontan auf Englisch umschalten – ganz wie im echten Berufsleben. Themen wie Zoll, Versicherung, Beschwerdemanagement und Kostenkalkulation wurden ebenso geprüft wie Fähigkeiten im Neukundengespräch und der Transportabwicklung.
Die Auszeichnung ist für Sophie Guggi nicht nur ein schöner Erfolg, sondern auch ein wichtiger Schritt auf ihrem Karriereweg: Im Juli steht ihre Lehrabschlussprüfung an – und sie weiß schon jetzt: Sie möchte bei Dachser bleiben und weiter durchstarten.
Platz zwei ging an Judith Rienessel (21) von Kühne+Nagel, Platz drei an Lóránt Móric Tóth (20) von der Johann Huber Spedition.
„Alle Teilnehmenden haben auf einem beeindruckend hohen Niveau performt“, sagt Norbert Adler, Obmann der Fachgruppe Spedition und Logistik. Für die Sieger:innen gab es Reisegutscheine und Sachpreise im Wert von insgesamt über 2.000 Euro.
Zukunft gemeistert – und noch viel vor!
Sophie Guggi zeigt eindrucksvoll, wie viel Potenzial in jungen Menschen steckt, die mit Leidenschaft und Ehrgeiz an ihre Ausbildung herangehen. Wir gratulieren herzlich – und sagen: Weiter so, Sophie!
WKO, Styrian Skills, Spediteure: Kommissionsmitglied Christian Mayrhuber, Fachgruppenobmann Norbert Adler, Berufschullehrer Stefan Göttfried, Sieger-Lehrling Sophie Guggi, Fachgruppenobmann-Stellvertreter Frühauf Karl, Fachgruppenobmann-Stellvertreterin Andrea Thien-Herbst und Berufsschuldirektorin Margot Fraiß (v.l.)
Für junge Menschen mit Behinderung, chronischen Erkrankungen oder anderen Einschränkungen ist der Einstieg ins Berufsleben nicht immer einfach.
An der Med Uni Graz zeigt man Wege auf und lebt Diversität – mit allen Herausforderungen.
Freude am Tun, Ausdauer auf dem Weg: Die gehörlose Labortechnikerin Mercedes Maier ist im Fachgebiet Molekularbiologie in der Alterforschung tätig.
„Vor allem am Anfang muss man zu kämpfen bereit sein.“
„Ich wollte es aber einfach schaffen.“ Mercedes Maier lässt keinen Zweifel daran, dass es Mut und Durchhaltevermögen gebraucht hat: Trotz ihres ungebrochenen Optimismus war der Weg zum Lehrabschluss im Jahr 2021 nicht einfach – aber schlussendlich erfolgreich.
Heute forscht die gehörlose Labortechnikerin im molekularbiologischen Team von Altersforscherin Corina Madreiter-Sokolowski. Zentrumsleiter Wolfgang Graier hatte sich damals gemeinsam mit der Servicestelle Barrierefreies Arbeiten an der Medizinischen Universität Graz dafür eingesetzt, dass Maier die Lehrstelle am Gottfried Schatz Forschungszentrum erhielt.
Das Fachgebiet ist ihr durchaus in die Wiege gelegt: Bereits ihr gehörloser Vater ist in diesem Bereich an der Med Uni tätig.
Ausdauer lohnt sich
Während der Lehrzeit galt es vor allem auch die Herausforderungen in der Berufsschule zu meistern. „Die Informationen sind anfangs einfach an mir vorübergezogen, ich habe mich schon alleine gefühlt“, erinnert sie sich
Zwar stand eine Gebärdendolmetscherin zur Verfügung – diese müssen übrigens bereits ein Jahr im Voraus über den Gehörlosenverband beantragt werden – „aber ich hätte mir mehr Unterlagen, Geduld und Unterstützung durch die Berufsschullehrer gewünscht, damit ich mich besser auf den Inhalt und die Gebärdensprache hätte konzentrieren können. Es war sehr anstrengend. Ich habe es aber am Ende trotzdem geschafft und bin stolz auf mich“.
Sogar eigene Gebärden für die chemischen und molekularbiologischen Fachvokabeln mussten entwickelt werden.
Hürden in der Forschung – und wie man sie überwindet
Im Forschungsteam galt es in der täglichen Kommunikation Hürden zu überwinden. In der ersten Zeit brauchte es viele Nachfragen, um Abläufe nachvollziehen zu können. Auch die Kollegen hatten kein unbegrenztes Zeitbudget dafür, der Informationsfluss war nicht immer gesichert.
„Als Gehörlose war und ist es oft meine Verantwortung, auf dem Laufenden zu bleiben. Hörende Personen fühlten und fühlen sich nicht unbedingt immer dafür verantwortlich, mir alles mitzuteilen“, sagt Maier.
Hartnäckigkeit und Ausdauer machten sich aber bezahlt: Je klarer die Aufträge schon im Vorfeld formuliert waren, desto leichter gelang eine schnelle Umsetzung. So konnte sich Maier zur Zufriedenheit und Freude aller mehr und mehr Selbstständigkeit erarbeiten – und hat sich mit ihrem Wissen und Können in ihrem Aufgabenbereich etabliert.
Was sie jungen Menschen in ähnlichen Situationen mit auf den Weg geben will: „Seid wach, schaut euch um und wenn ihr etwas gerne machen wollt, dann setzt euch dafür ein.“
Lösungen finden: „Face the fear. Build the future.“
Wege entstehen bekanntlich dadurch, dass man sie geht. So hat ein junger Mann seinen Weg an die Zahnmedizin der Med Uni Graz gefunden. Er war dem Humanbiologen Uwe Yacine Schwarze schon im Rahmen eines Praktikums auf der Animal Facility der Biomedizinischen Forschung aufgefallen: „Er hat clevere und interessante Fragen gestellt und Verständnis für spezifische Zusammenhänge an den Tag gelegt.“
Seinem Engagement ist es zu verdanken, dass dieser schließlich in einem Labor, in dem die Einheilung von Zahnimplantaten im Fokus steht, schnuppern durfte. Dank der Unterstützung des Leiters der Universitätsklinik für Zahnmedizin und Mundgesundheit, Norbert Jakse, und Laborleiter Michael Payer gelang es, eine Lehrstelle für den jungen Mann als Labortechniker Biochemie zu schaffen.
Humanbiologe Uwe Yacine Schwarze hat sich auf der Universitätsklinik für Zahnmedizin und Mundgesundheit als Mentor für einen Lehrling engagiert.
„Es ist ein anspruchsvoller Lehrberuf, in dem das Hantieren mit gefährlichen Chemikalien notwendig ist.“ Schwarze intensivierte seine Rolle als Mentor, besuchte einen Ausbilderkurs und unterstützte den Lehrling während der fordernden Berufsschulzeit – denn gerade das Lernen von Stoff, das Merken von Fachvokabular, das Erfüllen von formalen Vorgaben fordern ihn mehr als andere heraus.
Heute arbeitet der junge Mann selbstständig im Labor, die Lehrabschlussprüfung wird noch folgen. „Eines der wichtigsten Dinge war der Glaube an ihn, dass er es schaffen wird“, unterstreicht Schwarze.
Vielfalt zählt
„Wir haben uns nicht auf seine Einschränkungen fokussiert. Zumeist gibt es ja Möglichkeiten, alternative Lösungen für spezielle Bereiche zu finden.“
Im Labor wurden einige Routinen adaptiert – etwa beim Erstellen von Protokollen. Sie wurden aus Rücksicht auf individuelle Schwächen angepasst und haben sich zugleich als Gewinn für alle erwiesen, weil neue Handlungsanweisungen wertvolle Zusatzinformationen für alle zu Tage förderten.
„Ich fühle mich bei einem neuen Schritt zwar jedes Mal noch etwas unsicher. Aber man kann alles schaffen, solange man es nur versucht – die Wahrscheinlichkeit ist immer da. Und: Man sollte ruhig Unterstützung annehmen“, sagt der junge Grazer, dessen Credo lautet: „Face the fear. Build the future.“
„Erst durch Diversität wird ein System resilient.“
„Die Natur führt es uns anschaulich vor“, betont Schwarze, „es braucht einfach Diversität. Erst durch Diversität wird ein System resistent gegenüber Außenfaktoren, die es aus dem Gleichgewicht bringen können. Erst das Einbeziehen unterschiedlicher Perspektiven und Aspekte ermöglicht es, potenzielle Probleme zu erkennen. Der Blick über den eigenen Tellerrand und den Horizont hinaus hilft uns allen. Je vielfältiger ein Team ist, desto besser ist es.“ Diesen Effekt kann man kaum besser auf den Punkt bringen.
Barrierefrei arbeiten an der Med Uni Graz
Sandra Gamse, Leiterin der Servicestelle Barrierefrei Arbeiten in der Gender:Unit der Medizinischen Universität Graz und Behindertenvertrauensperson, ermutigt junge Menschen mit Behinderung, ihre beruflichen Träume konsequent zu verfolgen.
Wie geht man an der Medizinischen Universität Graz grundsätzlich mit dem Thema Arbeiten mit Behinderung um?
Professionelle Unterstützung: Sandra Gamse ist Leiterin der Servicestelle Barrierefrei Arbeiten in der Gender:Unit der Medizinischen Universität Graz.
Sandra Gamse: „Die Universität ist ein freier Ort für Forschung und Wissenschaft – wo, wenn nicht hier, sollte Offenheit für das Thema gegeben sein. An der Med Uni Graz arbeiten bereits viele Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen. Wir wollen aber noch mehr dazu ermutigen. Diese Überzeugung wird auch vom Rektorat getragen.“
Offen mit einer Einschränkung umzugehen, ist keine Selbstverständlichkeit. Denn eine Behinderung wird in der Gesellschaft noch immer häufig als individuelles Merkmal gesehen, das einen Menschen von anderen unterscheidet. Oft wird man auf dieses eine Merkmal reduziert.
„Wir arbeiten an unserer Universität gemeinsam daran, ein Umfeld zu schaffen, in dem Vielfalt geschätzt wird und jeder Mensch die Möglichkeit hat, sein volles Potenzial zu entfalten.“
Mit welcher Unterstützung kann man rechnen?
Sandra Gamse: „In der Servicestelle Barrierefrei Arbeiten, die ich seit 2009 aufgebaut habe, ist man mit allen Fragen rund um die Themen Arbeit und Behinderung beziehungsweise chronische Erkrankungen gut aufgehoben. Alle Bediensteten der Med Uni Graz und jene, die sich um eine Stelle bewerben möchten, können sich vertraulich an mich wenden.“
Die Servicestelle ist aber nicht nur eine Anlaufstelle für Betroffene selber, sondern auch für all jene, die Fragen zu diesen Themen haben, weil sie zum Beispiel mit jemandem mit Behinderung im Team zusammenarbeiten. Hier werden auch Sensibilisierungsmaßnahmen angeboten.
„Uns ist es darüber hinaus wichtig zu vermitteln, dass an unserer Universität Menschen keine Scheu zu haben brauchen, sich zu ihrer Behinderung oder chronischen Erkrankung zu bekennen. Denn damit einher gehen auch rechtliche Rahmenbedingungen wie beispielsweise ein besonderer Kündigungsschutz oder zusätzlicher Urlaub unter bestimmten Voraussetzungen.“
Mit welchen Fragestellungen ist man gut bei der Servicestelle aufgehoben?
Sandra Gamse: „Für Mitarbeiter:innen und jene, die bei uns arbeiten möchten, stehe ich bei allen Fragen zum Thema Behinderung – etwa zu behördlichen Verfahren, zu Fördermöglichkeiten, zu Vor- und befürchteten Nachteilen sowie bei Antragstellungen und zu innerbetrieblichen strukturellen und organisatorischen Fragen – gerne zur Verfügung.“
Die erste Auseinandersetzung mit dem Thema Behinderung ist oft mit Befürchtungen verbunden, aber Offenheit bringt allen etwas. Nur wenn das Umfeld Bescheid weiß, kann auch der richtige Umgang gepflegt und die richtige Unterstützung angeboten werden.
„So ist es zum Beispiel bei Epilepsie oder Diabetes ganz wesentlich zu wissen, wie man im Anlassfall richtig reagiert. Auch für Jugendliche mit Behinderung, die an der Schwelle zum Berufsleben stehen und bei uns arbeiten möchten, sowie deren Eltern bin ich die erste Anlaufstelle.“
Das Schöne an meiner Arbeit ist, dass durch das Engagement Einzelner bereits einige neue Lehrstellen für junge Menschen mit Behinderungen und Einschränkungen an der Med Uni Graz geschaffen werden konnten – und alle davon profitieren. Das ist ein Grund, warum die Servicestelle sukzessive an Bekanntheit gewonnen hat – und ein Beweis dafür, dass die Arbeit fruchtet.
Lehre an der Med Uni Graz
An der Medizinischen Universität Graz sind rund 2.500 Mitarbeiter:innen beschäftigt. Dazu gehören derzeit 27 Lehrlinge.