Kategorie: Tipps aus der Redaktion

  • GENERATIONEN IM TALK

    GENERATIONEN IM TALK

    „Junge Menschen sind nicht faul!“

    Wenn sich der 64-jährige Wirtschaftskammerpräsident mit dem 21-jährigen Schulsprecher unterhält, könnte man einen Generationenkonflikt erwarten. Es kann aber auch ganz anders kommen.

    DIE EINLADUNG zum Generationengespräch haben der Wirtschaftskammerpräsident Josef Herk und der Schulsprecher der Berufsschulen, Lukas Drozdovsky, sofort angenommen. Nicht zuletzt, um mit Vorurteilen gegen „die Jugend“ aufzuräumen.

    Was braucht es für Sie persönlich, um sagen zu können: Das macht mich in meinem Job zufrieden und glücklich?


    Josef Herk • 
    Ich glaube, das beginnt einmal bei einer entsprechenden Aufgabenstellung und Verantwortung, die man bekommt, und dass man die Kompetenz hat, Dinge umsetzen zu können. Das wären für mich die Grund- voraussetzungen für einen guten Job. Dazu braucht es natürlich Aufgaben oder Ziele, die auch erreichbar und realistisch sein müssen.
    Lukas Drozdovsky • Ich würde da anknüpfen, dass man die Kompetenz, die man hat, auch einsetzen kann und sich nicht als fünftes Rad am Wagen fühlt. Ein gutes berufliches Umfeld gehört dazu, in dem man nicht die besten Freunde sein muss, aber respektvoll miteinander umgeht. Und in dem der Vorgesetzte Fehler anspricht und zwar so, dass man sich diese selbst gut eingestehen und die Situation verbessern kann.

    Josef Herk ist Unternehmer, Interessensvertreter und seit 13 Jahren Präsident der Wirtschaftskammer Steiermark. Er absolvierte die HTBLA Steyr und legte die Meisterprüfungen als Karosseriebauer und Kraftfahrzeugmechaniker ab. In Knittelfeld führt Herk eine Karosseriewerkstatt, dort bildete in seiner Laufbahn schon viele junge Menschen aus. Auf die Frage, woran sich für ihn beruflicher Erfolg messen lässt, antwortet er mit einem Zitat des Musikers Joey Kelly. Dessen Vater sagte zu ihm: „Der Hut lügt nicht.“ Hat der Straßenmusiker am Abend einen leeren Hut, war er einfach nicht gut genug. Herk: „Da helfen keine Ausreden, da muss man an sich arbeiten.“

    Wie sehen Sie die Arbeitsmoral der jungen Menschen, Herr Herk?


    J H
     • Da möchte ich gleich mit dem Vorurteil aufräumen, dass die jüngere Generation nicht arbeiten will. Auch in meiner Jugend gab es Leute, die nicht wollten. Es gibt immer einen gewissen Prozentsatz, der leistungsfern ist. Prinzipiell ist die Jugend bereit zu arbeiten, wenn sie Sinn in dem sieht, was sie tut, wenn die Aufgabe passt, das Umfeld, die sozialen Kontakte und das Miteinander. Und die Leistung muss sich auch vom Geld her bezahlt machen. Das wollen die meisten, wobei es immer noch Menschen gibt, die sich mit Teilzeitjobs und Transferleistungen durchs Leben schlagen. Das ist für mich eine leistungsfeindliche Politik, die ich ablehne. Aber wenn die genannten Faktoren zusammenpassen, bin ich zutiefst überzeugt, dass die Jugend genauso begeistert ihre Leistungen erbringt, wie das schon immer der Fall war.

    Also ein Plädoyer für die Jugend?

    J H • Die Jugend ist nicht faul. Dass sie aufmüpfig ist, haben schon die alten Griechen gesagt. Einen Sinn im Job zu erkennen, finde ich heute noch wichtiger als zu meiner Zeit, nachdem die Familienverbände, die immer Halt gaben, nicht mehr überall vorhanden sind. Somit ist der Arbeits- platz oder die Lehre auch oft Familienersatz.
    L D • Auch ich würde dieses Vorurteil, dass die Jungen nicht arbeiten wollen, nicht bestätigen. Was sich vielleicht verändert hat, ist das Bild, das junge Menschen über Soziale Medien erfahren, sozusagen die Anleitung für schnelles Geldverdienen mit Nichtstun. Das ist unrealistisch, weil am Beginn von etwas Neuem muss man sich nun einmal durchbeißen und durchkämpfen. Von heute auf morgen geht gar nichts. Für mich ist auch wichtig, zu erwähnen, dass sich die Lebenschancen deutlich verändert haben. Die Jugend wirkt reifer, aber ist sie es auch? Obwohl sie älter ausschauen, zum Teil Bart tragen und rauchen, sind sie noch sehr junge Menschen, von denen aber eben aufgrund ihres älteren Aussehens reifere Entscheidungen verlangt werden. Das erzeugt Druck. Wenn die erste Lehrlingsentschädigung mit, sagen wir, 600 Euro daherkommt, kommt das nächste Problem, weil es meist zu wenig ist, weil man Prestigedinge haben will. Daraus entsteht dann möglicherweise das Bild, dass junge Menschen nicht arbeiten, sondern nur konsumieren wollen.

    Das Haben-wollen ist ja nicht nur ein Problem bei Jugendlichen. Zuletzt zeigten ja auch die Wahlen, dass eine große Unzufriedenheit in der Bevölkerung ist, obwohl wir uns doch viel leisten können. Das gehörte doch auch einmal gesagt, oder? Wer müsste da auf den Tisch hauen und das Positive hervorheben?

    J H • Also zuerst einmal sind für die Jugendlichen und die Kinder die Eltern verantwortlich. Ich möchte klipp und klar festhalten: Meinen Zugang zum Leben, meine Einstellung zur Arbeit, meinen Umgang mit Geld, das habe ich von meinen Eltern mitbekommen. Unsere Gesellschaft neigt schon dazu, vieles weiter zu delegieren, sei es an die Schule, die Ausbildung oder wohin sonst auch immer. Hier geht es um Bewusstsein und das ist für mich das Wesentlichste in der Phase des Erwachsenwerdens. Wenn man auch noch sieht, die Eltern bringen Einsatz, sie leisten was, ist das ein guter Anfang. Da merke ich in vielen Bereichen ein großes Manko. Und dieses negative Weltbild wird an die Kinder weiter projiziert. (Zu Lukas gewandt) Du wirst das bei deinen Eltern auch mitbekommen haben, dass nichts geht, ohne dass man die Ärmel hochkrempelt?

    L D • Meine Eltern sind Zuwanderer aus Bosnien, sie haben gefühlt rund um die Uhr gearbeitet, damit wir ein gutes Leben haben.

    Lukas, du hast lange Zeit in der Profiliga Basketball gespielt, hast sogar ins Nationalteam hineingeschnuppert. Dann bekamst du gesundheitliche Probleme und hörtest auf. Wie hast du dich immer motiviert?


    L D
     • Eigentlich wollte ich ja Fußballer werden. Mein Vater war Kampfsporttrainer, er sagte zu mir und meinem Zwillingsbruder, er wolle nicht, dass unsere schönen Gesichter darunter leiden (schmunzelt). In der Schule spielten mein Zwillingsbruder und ich Handball, das war auch nicht das Richtige. Unser Vater fragte dann: Und Basketball? Davon war ich begeistert, weil ich nicht immer nur daheim herum- sitzen wollte. Wir gingen gleich Schuhe kaufen und ich ging zum ersten Training. Die nächsten Jahre habe ich nur für Basketball gelebt. Ich habe nach dem Aufstehen an Basketball gedacht und beim Schlafengehen. Das war eine schöne Zeit für mich. Insofern finde ich schade, dass so wenige Kinder und Jugendliche motiviert sind und sich nur für das neueste Handy oder die Playstation interessieren. Darum war ich auch bei der Gründung des Vereins „Berufsvision“ beteiligt, weil wir an die Kraft der Bildung glauben und daran, die Zukunft aktiv zu gestalten.
    J H • Dazu muss das familiäre Umfeld passen. Junge Men- schen brauchen den Familienverband oder Bezugspersonen, sie brauchen Stabilität, um sich entwickeln zu können. Auch wir hatten in unserer Kindheit und Jugend verrückte Ideen, auch ohne Playstation, ich denke, das liegt in der Natur. Aber es macht einen Unterschied, ob man daheim einen Vater hat wie du, der sagt: Komm, gehen wir Schuhe kaufen und dann spielst du Basketball. Das ist wirklich Glück. Das haben halt nicht alle. Im Prinzip aber haben die meisten jungen Menschen dieselben Wünsche: ihr Leben zu gestal- ten, etwas zu tun, woran sie Freude haben, integriert zu sein, soziale Kontakte zu haben und sich auszutauschen.

    Lukas, was würdest du deinen Mitschülern mit auf den Weg geben wollen?

    L D • Dass man selbst Verantwortung übernehmen soll, weil Probleme wird es immer geben. Ich bin sehr oft mit Ausreden konfrontiert, etwa, dass die Lehrer Schuld am schulischen Misserfolg sind. Ich bin auch der Meinung, dass das familiäre Umfeld wichtig ist, die Stabilität, die man idea- lerweise dort erfährt. Als wichtig sehe ich auch die Fähigkeit, stehenzubleiben, eventuell einen Schritt zurückzumachen, um zu sehen, wie ich etwas besser machen hätte können. Auch gute Aufklärung ist für mich eine sehr wichtige Sache. Um ein aktuelles Beispiel zu nennen: Statt den Kindern in der Schule die Handys wegzunehmen, woraus nur folgt, dass der Drang, es wiederzubekommen noch viel größer wird, sollte man besser über die Handynutzung und über die Digitalisierung aufklären und versuchen, sie positiv zu nutzen.

    Welche Rolle spielt eigentlich die Lehre für die Persönlichkeitsbildung?

    J H • Eine große, heute mehr denn je, weil eben viele Jugendliche dieses familiäre Umfeld, diesen Rückhalt, nicht mehr haben. Deshalb wird das betriebliche Umfeld für die jungen Leute zu einer wesentlich stärkeren Bezugsebene. Wir Unternehmer merken auch, dass es da Themen zu bearbeiten gibt, die früher wahrscheinlich in der Familie besprochen wurden.

    Lukas, du warst schon älter, als du mit der Lehre begonnen hast. Wo unterscheidet sich für dich die Schule von der Lehre? 

    L D • In der Schule ist alles geregelt. Schon Anfang des Jahres ist der Stoff einsehbar und du hakst ab, was du gemacht hast. Das ist in der Berufsschule auch so. Eine Lehre ist komplett anders, das ist ein großer Schritt in die Selbständigkeit. Du hast Kontakt mit Kunden und musst aus dir rausgehen, du musst Gespräche führen können, du entdeckst dazwischen neue Themen, die dich interessieren. Du verdienst dein Geld, kannst es selbstständig verbrauchen oder veranlagen. Für mich ist die Arbeitswelt deshalb so faszinierend, weil man immer weiterkommt und Neues lernt. Und selbst, wenn du stehenbleibst und einmal nicht weiterweißt, wirst du wieder dazulernen. Ich finde dennoch in diesem Alter wichtig, dass man Mentoren hat, jemanden, mit dem man über alles reden kann. Es gibt ja so vieles, was dazukommt: eine Freundin, eine Mietwohnung, der Steuer- ausgleich. Ich könnte aber nicht sagen, dass die Lehre besser ist, das ist Typsache.

    Lukas Drozdovsky ist Landesschulsprecher der Berufs- schüler, er lernt den Beruf des Kälte- und Klimatechnikers. Eigentlich hätte er seine sportliche Karriere im Basketball weiterverfolgen wollen, musste aber gesundheitsbedingt aufhören. Weil sich damals alles um den Sport drehte, vernachlässigte er das Gymnasium und entschied, einen Lehrberuf zu ergreifen. Er sieht sich damit erst am Beginn seiner Berufskarriere und kann sich gut vorstellen, einmal ein Studium dranzuhängen. Drozdovsky hat bei der Gründung des Vereins „Berufsvision“ mitgewirkt. Das ist eine Interessensvertretung für Lehrlinge, in der Seminare abgehalten werden, Menschen zum Mitmachen aufgefordert und ein Angebot darstellt, um in einem geschützten Rahmen Themen besprechen zu können.

    Was bräuchte es, damit Menschen gern und mit Begeisterung arbeiten gehen?


    J H • 
    Junge Menschen, die die Pflichtschulzeit absolviert haben, müssen erst einmal sattelfest in den Kulturtechniken – Lesen, Rechnen, Schreiben – sein. Wenn nicht, muss das aufgeholt werden, wer das nicht beherrscht, ist im Leben abgestempelt. Junge Menschen brauchen jemanden an ihrer Seite, der sie auffängt, wenn sie einmal umfallen oder nicht mehr weiterwissen. Sie sollten Dinge ausprobieren können, aber wir als Gesellschaft sollten mehr Mut haben, zu sagen, wenn etwas nicht gut gelaufen ist. Manches Mal ist die Realität hart, und wer nicht schwimmen kann, wird ertrinken. Ich war auch kein Einserschüler, meine drei Geschwister waren immer besser in der Schule. Das musste ich aushalten. Heute wirkt es schon etwas grotesk, wenn beim Skirennen alle Erste oder beim Kinderfußball Tore nicht gezählt werden. Das in-Watte-Packen der Kinder bringt nichts, wenn die Realität draußen eine ganz andere ist. Man muss sich sagen trauen: Du hast dich zwar bemüht, aber leider hat es nicht gereicht.

    L D • Das sehe ich auch so. Vieles wird für Kinder verharmlost oder an sie angepasst, statt Dingen ihren Lauf zu lassen und zu sagen: Das hat nicht geklappt, vielleicht sind wir doch nicht so gut, wie wir dachten, vielleicht müssen wir nochmal von vorne beginnen. Man ist damit zu Kindern und Jugendlichen nicht ehrlich, dabei ist für mich Respekt und Ehrlichkeit ganz zentral im Leben. Oft ist es ja so: Auch wenn ein Kind realisiert hat, dass es nicht sinnerfassend lesen kann, heißt es, „Aber du hast dich doch bemüht, sei doch nicht so streng zu dir!“ Besser wäre doch, zu sagen: „Es ist ok, dass du dir da schwertust, aber jetzt schau, dass du weiterkommst.“ Und das geht, wenn man sich bemüht! Abgesehen davon: Auch wenn man nicht gern liest, die paar Bücher, die in der Schulzeit Pflicht sind, kann man doch wirklich lesen.

  • MUTTER IM TALK

    MUTTER IM TALK

    Philipp hat sich nach der Schule für eine Lehre entschieden – und Mama Monika Haider-Raunigg unterstützt ihn dabei.

    DIE SCHULE UND PHILIPP RAUNIGG waren noch nie gute Freunde. „Schon nach der 2. Klasse Volksschule hat er verkündet, dass es das jetzt für ihn war – er meinte, er braucht da nicht mehr hingehen“, erzählt seine Mama Monika Haider- Raunigg. Immerhin könne er jetzt lesen, schreiben und rechnen und das würde wohl reichen, befand der junge Mann. Damals konnten ihn die Eltern dann doch noch zum Weitermachen überreden – aber nach der 4. Klasse im Bundesrealgymnasium Petersgasse war der Ofen dann endgültig aus. „Das war alles nur mehr ein Krampf – Dinge auswendig zu lernen, die mich nicht interessiert haben und wo ich das Gefühl hatte, dass ich sie nie mehr brauchen werde, das hat für mich einfach keinen Sinn mehr ergeben“, erzählt der 17-Jährige. Der Endgegner: Mathematik. Doch ausgerechnet die Mathematik-Lehrerin hatte die zündende Idee, in eine praxisorientiertere Schule zu wechseln.

    „Nicht auf die Freunde, sondern immer auf das eigene Gefühl hören.“

    Philipp Raunigg

    Von der Fachschule zum Lehrberuf

    Darum hat Philipp in den letzten drei Jahren die landwirtschaftliche Fachschule Grottenhof besucht und mittlerweile die Ausbildung zum landwirtschaftlichen Facharbeiter in der Tasche. „Dort hat es mir sehr gut gefallen, das hat genau zu mir gepasst“, meint er. „Der Unterricht dort war sehr praxisorientiert, das liegt ihm einfach mehr“, findet die Mama. Während der Schule hatte er zuerst als Medienfachmann, dann in einer Tischlerei und zuletzt in einer Werkstatt geschnuppert. „Beim ersten Schnuppern habe ich Kopfweh bekommen, weil ich so lange vor dem Computer gesessen bin.“ In dem Großbetrieb der Tischlerei, wo vieles maschinell gefertigt wurde, hat er sich auch nicht wirklich wohl gefühlt. „Aber in der Werkstatt war ich gleich wie zu Hause – ich schraube ja in meiner Freizeit auch am liebsten an meinem Moped herum, den Betrieb hat mir ein Freund empfohlen, weil dort ein sehr gutes Arbeitsklima herrscht“, erzählt der junge Mann. Wenn alles gut geht, startet er dort in Kürze die Lehre zum Zweiradtechniker, bis dahin überbrückt er die Zeit mit einem Job im Handel. Was im Nachhinein so einfach klingt, war ein ziemlich langer und steiniger Weg – vor allem für Mama Monika. Sie selbst hat ein abgeschlossenes Studium und unterrichtet an der Medien-HAK in Graz. „Natürlich habe ich mir für ihn auch gewünscht, dass er die Matura macht – einfach, damit er eine solide Grundausbildung bekommt und ihm dann alle Möglichkeiten offenstehen. Und die Studienzeit habe ich sehr genossen, das hätte ich ihm auch gegönnt“, bekennt sie. Aber es hat viel Kraft und Energie gekostet, ihn immer wieder zum Lernen zu motivieren. „Ich habe irgendwann begriffen, dass das nicht sein Weg ist. Letztendlich muss man froh für sein Kind sein, wenn es etwas findet, wofür es brennt.“

    „Loslassen, vor allem die eigene Vorstellung vom idealen Ausbildungsweg – aber trotzdem mit Rat und Tat zur Seite stehen.“

    Monika Haider-Raunigg

    Loslassen, aber weiter da sein

    Aber selbst wenn klar ist, dass eine Lehre begonnen werden soll, brauchen die Jugendlichen weiter Unterstützung, weiß Haider-Raunigg: „Die Recherche nach der optimalen Lehrstelle, das Verfassen von Bewerbungen, da ist man als Elternteil nochmals sehr gefragt.“ Auch einen Test zur Berufsorientierung an der Wirtschaftskammer hat Philipp absolviert, um auszuloten, welche Lehrberufe es gibt und um sicherzustellen, dass er auf dem richtigen Weg ist. Ihr Tipp für andere Mütter: Loslassen, vor allem die eigene Vorstellung vom idealen Ausbildungsweg – aber trotzdem mit Rat und Tat zur Seite stehen. Genau wie sie unterstützt ihr Mann seinen Sohn auf seinem Weg.

    Auch Philipps Freunde finden seine Entscheidung gut. „Die Hälfte davon macht ja auch eine Lehre, der Rest sind meine ehemaligen Klassenkollegen, die heuer maturieren werden.“ Dass die Lehre nicht immer ein Zuckerschlecken sein wird, ist ihm klar: „Aber ich denke doch, dass die interessanten Aspekte überwiegen werden und ich dann einen Beruf habe, der wirklich zu mir passt. Ich freue mich jedenfalls schon darauf, viel Neues zu lernen und mit den Händen arbeiten zu dürfen.“ Sein Rat an andere Jugendliche, die sich gerade am Scheideweg zwischen Schule und Ausbildung befinden: „Nicht auf die Freunde, sondern immer auf das eigene Gefühl hören – auch wenn alle anderen die Matura machen, muss das nicht dein Weg sein.“

  • ZUKUNFT MEISTERN

    ZUKUNFT MEISTERN

    Zukunft braucht neue Wege – denken wir doch schon heute anders!

    Künstliche Intelligenz (KI) verändert die Welt in rasantem Tempo. Sie unterstützt uns bereits heute in vielen Bereichen und wird künftig unsere Arbeitswelt noch stärker prägen. Steuerberater, Rechtsanwälte oder viele andere Berufe, die auf komplexem Fachwissen und Routine basieren, werden durch KI schneller, effizienter und präziser unterstützt – vielleicht sogar besser, als es menschliche Mitarbeiter könnten. Doch eines ist sicher: Die Arbeit mit Händen und Hirn wird auch in Zukunft einen sicheren Platz in der Berufswelt haben.

    Dieses Bild wurde von ChatGPT erstellt. Es zeigt, wie KI das Thema „Zukunftsorientierte Berufe und Handwerk“ visuell darstellt.

    Handwerksberufe wie Tischler, Bäcker oder Automechaniker sind nicht nur systemrelevant, sie sind auch kreativ, erfüllend und krisensicher. Sie stehen für Werte wie Sorgfalt, Leidenschaft und das Gestalten mit eigenen Händen – Werte, die auch in einer digitalisierten Welt nicht ersetzbar sind.

    Deshalb ist es wichtig, heute neu zu denken. Die Entscheidung zwischen einer Lehre oder einer weiterführenden Schule ist längst keine Entweder-oder-Frage mehr. Mit der Möglichkeit, Lehre mit Matura zu kombinieren, stehen jungen Menschen alle Wege offen: vom direkten Einstieg ins Berufsleben bis hin zur akademischen Laufbahn. Lehre bedeutet heute Praxis und Perspektive, Handwerk und Hirn – eine unschlagbare Kombination, die die Talente von morgen hervorbringt.

    Mit ZUKUNFT MEISTERN möchten wir Eltern, Großeltern, Tanten, Onkel und alle begleiten, die junge Menschen auf ihrem Weg unterstützen. Gemeinsam stellen wir die spannendsten und zukunftsfähigsten Lehrberufe vor, geben Orientierung und zeigen auf, welche Chancen eine Lehre heute bietet. Denn die Welt mag sich verändern, doch eines bleibt: Wer mit Leidenschaft und Können arbeitet, wird immer einen sicheren Platz in der Zukunft finden.

    Ihre Redaktion von ZUKUNFT MEISTERN

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    03. Jänner 2025 bei allen

    SPAR, INTERSPAR und EUROSPAR-Filialen in der Steiermark

  • Billie Steirisch im Interview

    Billie Steirisch im Interview

    Während der Pandemie lud Gini Lampl unter dem Namen Billie Steirisch Comedy in breitem steirischen Dialekt auf TikTok hoch. Sie dachte, das sähen nur einige wenige. Mittlerweile kann sie davon leben.

    „Ich mache das für mich, egal, was die anderen sagen“

    Hättest du dir jemals gedacht, dass du mit Lustigsein auf Social Media einmal Geld verdienen wirst?

    Billie Steirisch: Ich bin ja ausgebildete Sängerin und Schauspielerin, mein Wunsch und mein Ziel waren natürlich schon, damit einmal Geld zu verdienen. Aber dass es über Online oder Social Media passiert, hätte ich nicht erwartet.

    Wie kam es zu Billie Steirisch?

    Während der Pandemie konnten wir Künstler nicht auf die Bühnen, alles war abgesagt. Meinen kreativen Output wollte ich trotzdem raushauen und habe das über TikTok gemacht, weil ich dachte, da ist eh keiner, das sieht niemand. Das waren anfangs Comedy-Sketches und englische Songs, die ich auf Dialekt umgetextet habe. Ich dachte anfangs wirklich, ich mache das nur für mich. Dann sind die ersten Videos viral gegangen und ich merkte, dass da doch viele Leute unterwegs sind. Auf einmal hatte ich 100.000 Views, dann 300.000. So bin ich auf den Gedanken gekommen, dass man da vielleicht mehr machen könnte.

    Hattest du nie Scheu davor, etwas zu sagen oder zu tun, wofür du einen Shitstorm ernten könntest? Oder sagst du: Was authentisch ist, soll raus?

    Im Großen und Ganzen will ich immer authentisch sein, wie ich eben bin. Es stört mich auch nicht, anzuecken oder zu provozieren, das ist Teil meiner Persönlichkeit. Dass ich aufpassen muss, was ich poste, weil das ja doch mehr als hundert Leute sehen, ist mir erst im Laufe der Zeit bewusst geworden. Als die ersten Firmen angefragt haben, ob ich für sie ein Werbegesicht sein will, dachte ich schon: Oh Gott, das ist jetzt nicht nur mehr Spaß.

    Wie ist es dir mit der Vorstellung gegangen, dass unter deinen Viewern auch Menschen sein könnten, die es nicht immer gut mit dir und der Welt meinen?

    Diese Vorstellung war in der Tat etwas gruselig, wenn ich bis heute auch wenig Hasskommentare bekommen habe. Aber natürlich, die ersten negativen Meldungen haben mich getroffen, es gibt dir schon einen kleinen Stich ins Herz. Aber wenn man so viel Output hat – ich habe damals ja fast täglich etwas gepostet – muss man sich daran gewöhnen, es muss einem wurscht werden.

    Wovon kannst du besser leben: von Billie Steirisch oder von Gini Lampl?

    Meine Cash Cow ist eindeutig Billie, aus der stammt der größte Teil des Einkommens. Social Media ist definitiv lukrativer als etwa eine Anstellung in einem Theater. Natürlich ist es auch instabil. Da hast du einmal einen Hype und bist ein halbes Jahr voll angesagt, dann überlegt es sich der Algorithmus anders und deine Reichweite bricht ein. Deshalb investiere ich auch in meine Musik, die ist dann doch langlebiger und beständiger. Ich investiere in Produkte und darin, mich als Person zu branden, um nicht zu sehr von Social Media abhängig zu sein. Man hat auch Lebensphasen oder ist mit Kooperationen beschäftigt, wo man nicht immer Zeit zum Contentproduzieren hat.

    Influencer oder YouTuber werden zu wollen, ist ja der Traum vieler Jugendlicher. Wie lange hat es bei dir gedauert, bis du festgestellt hast: Jetzt hat mich eine größere Gruppe entdeckt?

    Auf Social Media geht das recht schnell, wenn einmal der Inhalt funktioniert. Es kann auch sein, dass man jahrelang unter der Oberfläche dahindüm- pelt. Ich habe einen Musikerkollegen, der postete zwei Jahre ohne rechten Erfolg, dann auf einmal ging es richtig los. Man muss extreme Ausdauer haben, es ist ein bisserl wie Lottospielen. Natürlich ist es erfolgversprechender, wenn man dabei einen Plan hat, wenn man weiß, was man will, und man professionell in dem ist, was man tut. Aber ob dich der Algorithmus auswählt oder nicht, ist schon Glückssache. Und dann gibt es Inhalte, die länger brauchen, bis sie in die richtige Bubble kommen. Comedy beispielsweise erreicht Leute schneller als Videos, die zeigen, wie man irgendwelche Kerzen herstellt.

    Welche Gefühle haben dich am Beginn dieser Reise begleitet?

    Nach dem ersten Hype stellte ich fest, dass plötzlich nicht mehr alles viral ging wie zu Beginn. Dazu kommt, dass man auch süchtig nach dieser Anerkennung wird, nach den Likes, den Klicks. Da fragt man sich schon, warum man es tut. Ich für mich kam zum Schluss: Mir taugt das, und ich mache es für mich, egal, wie die anderen das sehen. Alles Weitere hat sich von selbst ergeben. Ab dem Moment dachte ich auch nicht mehr daran, ob es funktionieren könnte.

    Was ist für dich Erfolg im Leben?

    Erfolg ist für mich, wenn man zufrieden und glücklich ist. Das hat jetzt gar nichts mit Reichsein zu tun. Wenn ich als Friseurin arbeite oder als Lehrerin, ich in meinem Job glücklich bin und er mich erfüllt, bin ich nach meinem Geschmack ein erfolgreicher Mensch. Der vielleicht sogar glücklicher ist als ein Topstar, den jeder kennt. Weil man muss schon sagen: Viele tun das, was sie tun, für Anerkennung und Ruhm, nicht so sehr für sich selbst und weil sie das von Herzen tun wollen.

    Lehrlinge sind in der Regel erst 15, wenn sie sich für einen Beruf entscheiden müssen. Wenn du zurückdenkst, welchen Rat in Bezug auf deine Zukunft hättest du in diesem Alter gern gehört?

    Dass es bei der Entscheidung um die Frage gehen sollte, was man wirklich gern macht und nicht, was das meiste Geld bringt. Und dass die Erwachsenen einen bestärken sollten in dem, was man tun will. Es gibt ja auch unkonventionelle und coole Lehrberufe, statt zu sagen: „Da gibt es aber nicht so viele Stellen“ oder „Bei uns in der Nähe bekommst du da aber keinen Job“ könnten Eltern das Kind einfach ermutigen, den Beruf zu ergreifen, egal wie der Arbeitsmarkt aussieht. Zu mir haben auch viele Leute gesagt, ich würde mit dem, was ich tun will, nie Geld verdienen. Doch mein Traum ist wahr geworden, weil ich halt weitergemacht habe und meinen Weg weitergegangen bin, und das ganz ohne Kontakte oder Beziehungen. Wenn jemand etwas wirklich will und einen starken Willen hat, wird er oder sie es auch schaffen.

    Was konkret würdest du Eltern raten?

    Ich würde ihnen raten, ihr Kind zu unterstützen, sofern der Beruf nicht in die Kriminalität führt (lacht). Manche Eltern sollten ihr Ego zurückstellen, vor allem wenn sie wollen, dass ihre Kinder das tun, was sie selbst gern gemacht hätten, und das sie nun über die Kinder ausleben können. Das geht selten gut. Außer das Kind will es.

    Wie war das bei dir?

    Mein Papa wollte immer Musiker werden. Und ich wollte von klein auf Schauspielerin und Sängerin werden. Das hat sich halt super getroffen, meine Eltern waren total offen, was meinen Berufswunsch anbelangt. Sie haben mich unterstützt, ohne Druck zu machen. Natürlich kann man auch Grenzen setzen und die finanzielle Unterstützung an einen gewissen Erfolg knüpfen, damit das Kind auch wirklich schaut, dass es etwas weiterbringt.

    Hast du dir schon einmal überlegt, wie es gewesen wäre, hätten dich deine Eltern nicht unterstützt?

    Ich denke, es wäre viel härter gewesen. Und die Bindung zu meinen Eltern wäre nicht so stark, wie sie ist. Ich weiß nicht, ob ich das alles durchgezogen hätte. Ein Vollzeitstudium und daneben noch 30 Stunden arbeiten zu müssen, weil es an finanzieller Unterstützung fehlt und man für die Miete aufkommen muss, ist schon hart. Ich weiß nicht, ob ich ohne die Unterstützung meiner Eltern so mutig gewesen wäre, weiterzugehen oder durchzuhalten.

    Es gibt ja den Spruch: „Tu, was dir Spaß macht.“ Wir wissen aber, dass Eltern oder die Peergroup mit ihrer Meinung wichtig sind und das „einfach tun“ alles andere als einfach ist. Wie würdest du den Spruch für junge Menschen auf dem Sprung in den ersten Job umtexten?

    Vielleicht: Wähle etwas aus, bei dem du dir nicht vorstellen kannst, ohne es leben zu wollen. Bei mir war das eben die Musik, die ich extrem liebe. Es gibt ja auch genügend Menschen, die sich handwerklich betätigen wollen. Jeder hat etwas, das er sehr gern tut.

    Hast du einen Karriereplan oder überlässt du das, was kommt, dem Schicksal?

    Ich habe schon ein Ziel beziehungsweise einen Plan, darin sind auch die einzelnen Schritte definiert. Ohne die kommt man nicht wirklich zum Ziel. Mein Ziel wäre schon, eine große Tour in vollen Häusern zu spielen. Ich würde mir wünschen, dass man meine Musik gern hören und die Live-Shows sehen will, und dass dies einmal einen großen Teil meines Einkommens ausmacht. Schön wäre auch die Vorstellung, dass ich Menschen mit meiner Musik durch ihr Leben begleiten und ihnen kleine Erinnerungen mitgeben kann. Dass sie etwa an Billie Steirisch denken, weil sie einen Song auf der Matura-Reise gehört haben, dabei zum ersten Mal geschmust oder Liebeskummer hatten.
    Und sonst arbeiten wir gerade mit Hochdruck an meiner LP, wir arbeiten mit diversen Unternehmen zusammen. Wir lassen aber vieles auch auf uns zukommen.

    Hattest du je einen Plan B in deinem Leben?

    Ich bin ja in dem, was ich mache, so vielseitig interessiert – das sind Comedy, Musik, im letzten Aussee-Krimi spielte ich eine große Rolle. Schon als Kind hatte ich eine Berufsranking-Liste. Da haben sich auf Platz eins und zwei Schauspiel und Gesang abgewechselt, Moderatorin war Top drei. Die ersten beiden Sachen habe ich studiert, bei Krone Hit habe ich zwei Jahre den Verkehr angesagt. Platz vier war Stewardess, das wäre auch eine Option gewesen, und auf Platz fünf lag die Stripperin.

    Warum das?

    Ich bin mit Cardi B. und anderen Rapperinnen groß geworden, und viele davon arbeiteten vorher als Stripperin.

  • Hürden gut meistern

    Hürden gut meistern

    Am Übergang von der Schule in den Beruf können sich für junge Menschen einige Herausforderungen auftun. Die Koordinierungsstelle Steiermark AusBildung bis 18 / Ausbildung-Beruf zeigt Perspektiven auf und unterstützt mit passgenauen Angeboten.

    NICHT IMMER verläuft der Weg in die Ausbildung eben und geradlinig, gerade am Übergang von Schule zu Beruf können sich Herausforderungen und Hürden auftun. An diesem Punkt setzt die Koordinierungsstelle Steiermark AusBildung bis 18 / Ausbildung-Beruf an: Es gilt, die richtige Perspektive für junge Menschen zu finden.

    „Wir unterstützen Erziehungsberechtigte und zeigen Jugendlichen Möglichkeiten für den weiteren Weg auf. Wir hören gut zu, haben auch für schwierige Situationen Verständnis und machen uns ein ganzheitliches Bild von der Lage“, unterstreichen die KOST-Mitarbeiterinnen Katarina Tibaut, Edith Strauß und Anca Dohotar. Orientie- rungslosigkeit, Schul- oder Ausbildungsabbruch, Erkrankungen, Erschöpfung, Unfälle, Schicksalsschläge, familiäre Ausnahmesituationen unterschiedliche Gründe dafür, warum sich für Menschen in diesem Alter größere Herausforde- rungen auftun können. „Wir holen jeden und jede in der individuellen Situation ab“, sagt Tibaut.

    Verantwortung

    „Es ist aber auch wesentlich, dass Erziehungsberechtigte ihre Verantwortung übernehmen, dass Jugendliche eine Ausbildung machen. Es geht schließlich um deren Zukunft. Lernen ist etwas Großartiges, es ist ein Privileg“, bekräftigt Lambauer. In vielen Fällen kann bald eine Lösung gefunden werden und die Arbeit für die nächste Weichenstellung ist getan, in anderen wiederum braucht es mehr Überzeugungsarbeit und Nachdruck.

    Oftmals ist nach dem Erstkontakt mit dem Team der KOST Steiermark das Jugendcoaching der nächste Schritt. Es ist ein Teil der NEBA-Ange- botskette des Sozialministeriumservice, NEBA steht dabei für „Netzwerk Berufliche Assistenz“. Im Jugendcoaching werden die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Jugendlichen individuell in den Fokus gerückt und beispielsweise Praktika organisiert, um sich erproben zu können. Mit der regelmäßigen Teilnahme an dieser Maßnahme und der aktiven Mitarbeit an der Perspektivenplanung erfüllt ein Jugendlicher die Vorgaben der Ausbildungsverpflichtung und gewinnt begrenzt Zeit zur Orientierung. Zu den NEBA-Angeboten (siehe Kasten) gehört unter anderem auch die Arbeitsassistenz, die bei der Suche nach einem Lehrplatz begleitet.

    Offen für alle

    Hemmschwellen rund um Fragestellungen zur Übergangsphase von der Schule in den Beruf will das KOST-Team rund um Tibaut, Strauß und Dohotar in jedem Fall abbauen: „Wir wollen Betroffenen die Angst und das Schamgefühl nehmen, mit uns in Kontakt zu treten und Unterstützung anzunehmen. Es kann immer vorkommen, dass etwas nicht problemlos verläuft. Hürden lassen sich aber meistern. Unser erklärtes Ziel ist es, dass die Ausbildung gelingt. Es gibt viele Optionen und Möglichkeiten dafür.“

    Die Serviceline ist für alle Jugendlichen und Erziehungsberechtigten erreichbar – und am anderen Ende der Leitung sitzen Menschen, die sich mit Tatkraft um die Anliegen kümmern. „Es ist für uns der schönste Erfolg“, so Lambauer, „wenn wir dazu beitragen können, dass der richtige Weg gefunden werden kann.“

    Die Koordinierungsstelle Steiermark AusBildung bis 18 / Ausbildung-Beruf (KOST Steiermark) ist eine von der Landesstelle Steiermark des Sozialminis- teriumservice beauftragte und geförder- te Stelle. Sie fungiert als Infodrehscheibe rund um das Ausbildungspflichtgesetz bis 18 und vermittelt Unterstützung am Übergang zwischen Schule und Beruf.

    KONTAKT

    Kostenlose Serviceline-Nummer: 0 800 700 118 office@kost-steiermark.at www.kost-steiermark.at

    Die Angebote

    Am Übergang zwischen Schule und Beruf un- terstützt die fünfteilige NEBA-Angebotskette des Sozialministeriumservice. NEBA steht dabei für „Netzwerk Berufliche Assistenz“.

    JUGENDCOACHING

    ✓ IndividuelleundprofessionelleBeratungim Hinblick auf den idealen nächsten Ausbil- dungsschritt für alle ab dem neunten Schulbe- suchsjahr bis zum 19. Geburtstag bzw. mit ei- ner sozial-emotionalen Beeinträchtigung oder einer Behinderung bis zum 25. Geburtstag.

    AUSBILDUNGS FIT

    ✓ EinAngebotfürjungeMenschenzumErwerb der individuellen Ausbildungsreife und zur Vorbereitung für den nächsten Ausbildungs- schritt. Es zielt auf Sozialkompetenzen und Kulturtechniken ab.

    ARBEITSASSISTENZ

    ✓ BegleitetbeiderSuchenacheinerLehrstelle oder hilft, sie zu sichern.

    BERUFSAUSBILDUNGSASSISTENZ

    ✓ UnterstütztjungeMenschendieganzeLehr- zeit über im Falle einer verlängerbaren Lehre oder Teilqualifizierung.

    JOBCOACHING

    ✓ SichertdiedauerhafteberuflicheIntegration über individuelle Unterstützung direkt am Arbeitsplatz.

    SPEZIELL FÜR UNTERNEHMEN

    ✓ DasNEBA-BetriebsservicefürUnternehmen bietet durchgängige Beratung bei allen Frage- und Problemstellungen in Zusammenhang mit der Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen.

    Mehr Infos auf: www.neba.at

  • Lehre macht Persönlichkeit

    Lehre macht Persönlichkeit

    Dass die Lehre ein gutes Fundament ist, zeigen diese Menschen-Porträts. Vom „Tatort“-Ermittler bis zum Erzbischof stehen nach einer Lehre alle Wege offen, früher wie heute.

    Bevor die deutsche Sängerin KERSTIN OTT mit ihrem Lied „Die immer lacht“ Karriere machte, arbeitete sie als Malerin und Lackiererin, und zwar bis zu ihrem musikalischen Durchbruch im Jahr 2016. Über ihren Lehrberuf hat sie in einem Fernsehinterview einmal gesagt: „Ich habe gelernt, meine Arbeit vernünftig zu machen. Das hilft mir auch in meinem heutigen Job.“ Handwerkliche Tätigkeiten erledigt sie bei sich zu Hause bis heute am liebsten selbst, und sollte es mit ihrer musikalischen Karriere nicht mehr so gut laufen, kann sie sich sehr wohl vorstellen, in ihren alten Job zurückzukehren.

    Für DIETER FERSCHINGER, Promifriseur aus Graz, bietet die Lehre so vieles, etwa tolle Aufstiegsmöglichkeiten, die nach den Jahren automatisch kommen. „Dadurch steigert sich auch das Gehalt, oft schneller als nach einem Studium!“ Was er Lehrlingen, die für sich den richtigen Job gefunden haben, mit auf den Weg geben möchte: „Fragt eure Ausbildner viel über den Beruf und generell über die Arbeitswelt. Eignet euch Disziplin an und bringt zu Ende, was ihr einmal begonnen habt. Habt keine Furcht vor euren Chefs, seht sie nicht als Gegner, sondern als jemanden, der Karriere gemacht hat. Merkt euch ihre Entscheidungen oder warum sie etwas tun, das könnte auch für euer späteres Berufsleben ein wichtiger Leitfaden sein, um die richtigen Entscheidungen zu treffen.

    Er ist aus dem deutschen Fernsehen nicht wegzudenken, und er hat stets Haare und Bart schön: KLAAS HEUFER-UMLAUFS erste berufliche Station war eine Friseurlehre. Im Anschluss daran arbeitete er als Maskenbildner, 2005 kam der Sprung ins Fernsehen, genau genommen zum Musiksender Viva. Ein Lehrer soll ihm zu Schulzeiten bereits gesagt haben, dass er bestimmt bei Sat1 lande, wenn er so weitermache. Er sollte Recht behalten.

    Der Haubenkoch RICHARD RAUCH hat sich mit seinem Lehrberuf an die Spitze seiner Branche hochgearbeitet. Seine Ausbildung ist noch immer ein Teil von ihm: „Die unendliche Freude an diesem Beruf habe ich spüren, entdecken und lernen dürfen, diese Freude ist noch immer da, wie in der ersten Stunde. Ganz besonders ist und war immer für mich, dass ich mit meinem Gaumen, Geschmack und Handwerk Menschen glücklich und selig machen darf.“ Für ihn ist eine Lehre aktuell so attraktiv wie nie zuvor: Als Jugendlicher eine Lehre zu machen, ist jung, dynamisch, cool. Es sind schnelle Aufstiegschancen gegeben, aufgrund des Facharbeitermangels kommt Arbeitsplatzsicherheit dazu. In unseren Zeiten stehen immer alle Türen für Vertiefungen und Spezialisierungen während und nach der Lehre offen. „Ich würde die Entscheidung jederzeit nochmal so treffen!“

    Während seine Sportkollegen meist vom Skigymnasium in die ÖSV-Kader wechselten, arbeitete sich HERMANN MAIER sportlich mit eigener Kraft und eigenem Willen nach oben. Seine Ausbildung in der Ski-Handelsschule Schladming brach er nach einem schweren Arbeitsunfall seines Vaters ab und begann eine Maurerlehre. Vor einigen Jahren unterstützte er die Plattform „Ausbildung statt Abschiebung“ des damals grünen, oberösterreichischen Landesrates Rudolf Anschober. Er begründete das damit, dass er aus seiner eigenen Zeit als Maurer wisse, wie wichtig es vor allem für junge Menschen sei, eine geeignete Ausbildung und Aufgabe zu finden. Allein das bilde die Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration.

    Jan-Josef Liefers, german actor, presenting his autobiography at the Frankfurt Bookfair / Buchmesse Frankfurt 2009 in Frankfurt am Main, Germany

    In seiner Tatort-Rolle als Professor Karl-Friedrich Boerne spielt er den spießigen Bildungs- bürger schlechthin. Bevor er auf die Bühnen und ins Fernsehen kam, hat JAN JOSEF LIEFERS, einer der bekanntesten deutschen Schauspieler seinen Berufsweg mit einer Lehre begonnen. Zwar wurde er in eine Theaterfamilie hineingeboren (sein Halbbruder Martin Brambach ist der Tatort-Kommissar Peter Michael Schnabel aus Dresden) und obwohl er selbst in diese Branche wollte, absolvierte er nach seinem Schulabschluss zunächst eine Tischlerlehre am Dresdner Staatstheater.

    EVELINE WILD ist Österreichs bekannteste Patissière. Sie hat in Tirol den Beruf Konditorin gelernt und hatte Glück mit ihrem Lehrbetrieb: Dort wurden keine Fertigprodukte verwendet, sondern alles nach alten Rezepten mit guten und natürlichen Zutaten hergestellt. Qualität bei den Zutaten und Lebensmitteln ist ihr heute noch überaus wichtig. Über ihren Lehrberuf, den sie „auf jeden Fall“ nochmal ergreifen würde, sagt sie: „Routine zu lernen ist enorm wichtig. Je öfter man etwas macht, umso weniger muss man darüber nachdenken, desto mehr kann der Kopf auf Reisen gehen, sprich kreativ werden.“ Jungen Menschen auf Jobsuche rät sie: „Augen auf bei der Wahl des Lehrplatzes und raus aus der Komfortzone!“ Was sie damit meint? Vielleicht ist ja der Lehrplatz, der gut passen würde, weiter entfernt von zu Hause. Und vielleicht ist es nicht ganz einfach, in jungen Jahren von daheim auszuziehen. Aber eine tolle Lehrstelle, wo die Chemie zwischen Lehrling und Ausbildnern stimmt und dadurch der Lernerfolg größer wird, ist ein Grundstock, auf dem man aufbauen kann, sagt sie.

    Eveline Wild, Konditorweltmeisterin

    Auch in der Welt der Geistlichen gibt es gelernte Handwerker, der Erzbischof von Salzburg, FRANZ LACKNER, ist einer davon. Der gebürtige Oststeirer absolvierte zunächst eine Lehre als Elektriker. Beim Bau der UNO-City in Wien arbeitete er als Staplerfahrer und Betonierer. Als er mit der UNO in Zypern stationiert war, begann er, sich intensiv mit dem Glauben und der Bibel auseinanderzusetzen. Er entschied, Priester zu werden und trat 1984 in den Franziskanerorden ein.

  • Eltern, bremst eure Ängste ein!

    Eltern, bremst eure Ängste ein!

    Beginnt ein Kleinkind zu gehen, freuen sich alle. Geht es um die Jobwahl des Kindes, schreiben viele Ängste mit, sagt Ali Mahlodji. Bei ihm suchen zu diesem Thema Jugendliche und Eltern Rat. Oft empfiehlt er mehr Entspanntheit – und zwar den Eltern.

    Herr Mahlodji, was hat Ihnen Ihre Mutter für Ihr Leben mitgegeben?
    ALI MAHLODJI • Sehr viel, auch wenn ich früher immer gedacht habe, meine Mutter sei beinhart und die Mütter anderer Kinder seien viel netter. Heute kann ich sagen, dass meine Mutter liebevoll gehandelt hat. Sie hat mich gelehrt, dass jede Entscheidung im Leben Konsequenzen hat. Damals, als ich ihr mitgeteilt habe, ich werde die Schule hinschmeißen – kurz vor der Matura -, drohte sie mir, mich aus der Wohnung zu werfen. Sie meinte, das mit dem Schulabbruch sei zwar meine Entscheidung, doch ich sei nun fast volljährig und müsse dann auch mit den Konsequenzen leben. Sie werde nicht ewig da sein und wenn ich nicht jetzt lerne, zu meinen Entscheidungen zu stehen, werde ich das nie tun. Das hat mich gerettet.

    Was war Ihre Konsequenz aus diesem Gespräch? Sind Sie weiter zur Schule gegangen?
    A M • Nein, aber ich war gezwungen, zu sehen, wie viel ich dann doch kann. Damals hatte ich kein Selbstbewusst- sein und dachte, ich sei der größte Idiot. Das, was ich konnte, kam erst dadurch zutage, weil meine Mutter mich ins kalte Wasser geworfen hat. Im Nachhinein könnte man sagen, meine Mama war tough. Doch in Wahrheit hat sie sich nicht mehr zu helfen gewusst. Sie hat diese Strenge aber kon- sequent durchgezogen! Und sie hat mir noch eine wichtige Sache mitgegeben, sie meinte: „Ali, du kannst machen, was du willst. Auch wir Erwachsene wissen nicht, wie die Welt in zehn Jahren aussieht.“ Sie hat mich also mit ihren Ängsten, was meine Zukunft betrifft, verschont.

    Meinen Sie damit, dass Eltern ihren Kindern ruhig mehr zutrauen könnten?
    A M • Zu mir kommen oft Eltern, die mich um Rat fragen, wenn es um die Wahl des richtigen Berufes geht. Meine Gegenfrage lautet: „Warum sind Sie bei mir und nicht Ihr Kind?“ Ich kenne El- tern, die gehen mit ihrem 22-jährigen Kind mit zur Uni, um das passende Studium zu finden! Mein Rat an Eltern ist der, ihren Kindern Entscheidungen mit einer Selbstverständlichkeit zuzu- trauen, wie sie ihnen auch das Gehen lernen zugetraut haben. Und da tun sich viele Eltern schwer.

    Warum reagieren viele Eltern, wie sie reagieren?
    A M • Denken wir doch an unsere eigene Schulzeit zurück, was wir da alles gehört haben, etwa, dass die Matura das Wichtigste ist und man damit
    auf das Leben vorbereitet ist. Wir alle kennen den Druck und die Erwartungen, die wir in der Schule hatten. Und wenn das eigene Kind in dieses Alter kommt, kommen auch die eigenen Erinnerungen an die Schulzeit zurück. Dann beginnen die Eltern, ihre Kinder vor diesen Erfahrungen bewahren zu wollen. Das ist aber nicht möglich. Die eigenen Ängste werden also auf die Kinder weitergegeben. Für die Eltern ist es wichtig, das zu realisieren. Man müsste die Frage nach dem passenden Job andersherum stellen: Statt für das Kind mitzuentscheiden, was es in zehn Jahren beruflich machen soll, sollte man Eltern bitten, sich in die Rolle eines 17-Jährigen zu versetzen und zu fragen, was man selbst gern tun würde. Fakt ist: Niemand weiß, welche Jobs es in zehn Jahren geben wird – aber ein Kind sollte das wissen!?

    Mütter sind ja oft die stillen Mache- rinnen im Hintergrund. Kindererziehung, die ganze Care-Arbeit hat ja in unserer Gesellschaft wenig Stellen- wert. Was geben Mütter ihren Kindern mit – oft ohne sich darüber im Klaren zu sein?

    A M • Meine Mutter war Alleinerziehe- rin, sie hat uns viel Verantwortungsbewusstsein mitgegeben und die Freiheit, zu denken, dass alles möglich ist. Doch es kommt auf die Familienkonstellation an, darauf, wieviel Selbstwert die Erziehungspersonen haben und neben- bei: Es gibt heute genauso Männer, die Kinderwägen schieben und sich in der Erziehung stark machen. Ich denke, im klassischen Familiengefüge bekommt man als Kind von der Mutter mit, dass sie immer funktioniert, dass auf sie einfach Verlass ist. Auf der anderen Seite ist dieses Bild, dass sich die Frau um alles kümmert, problematisch, weil es dazu beiträgt, Rollenklischees zu festigen, etwa, dass Frauen im Sozialen stark sind, aber weniger in technischen Belangen. Doch diese Rollenbilder werden von der Familie gelebt und weitergetragen. Damit werden die Fähigkeiten von Frauen unterschätzt. Ein Beispiel: Die Corona-Krise hat gezeigt, dass jene Länder, die von Frauen geführt wurden, besser durch die Krise kamen. Der neue US-Präsident Biden setzt für hochkritische Themen Frauen ein. Im Harvard Business Review for Leadership ist zu lesen, dass Frauen in manchen Themen mit weniger Ego hineingehen und mehr miteinander agieren, also das einsetzen, was sie oft zuhause gelernt haben. Bei solchen traditionellen Rollenzuschreibungen muss man jedoch aufpassen und sie vor allem nicht verkürzen.

    Was sind heute so die Schwierigkeiten im Verhältnis Kind – Eltern in der Praxis?
    A M • Homeschooling hat gezeigt, dass manche Eltern kein Verständnis dafür haben, was es bedeutet, ein Schüler oder eine Schülerin zu sein. Sie wur- den zu Arbeiten im Haus eingeteilt, die Eltern sahen aber nicht, dass Schüler- bzw. Schülerinsein auch ein Job ist! Immerhin müssen sich die Kinder und Jugendlichen nun selbst um ihre schulischen Angelegenheiten kümmern. Ihre Herausforderungen damit werden und wurden oft nicht ernst genommen. Leider haben viele Eltern nicht gelernt, ihr Kind zu begleiten und die Neugier- de am Leben zu erhalten.

    Das betrifft vermutlich auch die Berufsausbildung?
    A M • Ja. Was ist denn falsch daran, dass ein Kind Youtuber werden will? Wissen Eltern überhaupt, was ihre Kinder können? Das frage ich Eltern oft, die klassische Antwort ist: „Ich will nicht, dass mein Kind enttäuscht ist“. Wenn Eltern nicht mehr zulassen, dass ihre Kinder enttäuscht sein könnten und ihnen alle Hürden aus dem Weg räumen, ruinieren sie mehr, als sie gutmachen. Klar, sie tun das, weil
    sie selbst Angst haben. Doch da sind wir wieder am Anfang: Kinder und Jugendliche müssen mit Herausforderungen und Hürden umgehen lernen und sie müssen wissen, was es heißt, geduldig zu sein. Der in diesem Zusammenhang so gern gehörte Spruch, dem Kind solle es einmal besser gehen als einem selbst, ist ein Glaubenssatz, der in der Nachkriegszeit erfunden wurde. Der hat heute keine Gültigkeit mehr.

    Der so gern gehörte Spruch, dem Kind soll es einmal besser gehen als einem selbst, ist aus der Nachkriegszeit und hat heute keine Gültigkeit mehr.

  • Der Einfluss der Eltern ist größer als man denkt

    Der Einfluss der Eltern ist größer als man denkt

    Der Psychologe Philip Streit erklärt, was die Gehirnentwicklung mit der Berufswahl zu tun hat, warum der Flow so wichtig ist, um seinen Traumjob zu finden und wie man Kinder an der schwierigen Schwelle von der Schule zum Berufsleben am besten unterstützen kann.

    WERTSCHÄTZUNG, Haltung, Achtsamkeit: Als Leiter des „Instituts für Kind, Jugend und Familie“ in Graz kennt Philip Streit die wichtigsten Zutaten für eine gelungene Eltern-Kind- Beziehung. Und die ist die Basis, um seinen Nachwuchs so gut wie möglich zu unterstützen, wenn es um die wohl schwierigste Entscheidung in einem jungen Leben geht, nämlich die der Berufswahl. Eine Vielzahl von Aus- bildungswegen steht heute zur Wahl. „Das ist zwar grundsätzlich sehr positiv, aber man kann dabei auch schon einmal den Überblick verlieren“, so der Klinische und Gesundheitspsychologe. Auch der überfürsorgliche Druck der Eltern macht es Jugendlichen oft nicht leicht, sich zu entscheiden. Dazu kommt, dass gerade diese weitreichen- den Entscheidungen meist in einer kritischen Phase der Gehirnentwicklung zu treffen sind. „Zwischen neun und zirka 15 Jahren strukturiert sich das Gehirn neu; eine Chance und ein her- ausfordernder Zeitpunkt zugleich, um die Weichen für das restliche Leben zu stellen“, weiß der Experte.

    Im Flow zum Traumjob

    Obwohl: Einige wissen schon sehr früh, was sie später einmal werden wollen. „Wenn Kinder schon in jungen Jahren eine Leidenschaft für etwas entwickeln, dann fällt diese Wahl oft gar nicht so schwer“, erklärt Streit. Wichtig sei es darum, achtsam zu sein – gegenüber sich selbst, aber noch mehr ge- genüber dem Kind. „Denn jedes Kind hat außergewöhnliche Stärken, Talente, Leidenschaften. Wenn Eltern ihren Kindern begegnen, ist die Basis vorhanden, um gemeinsam mit dem Kind diese zu entdecken und zu fördern Dann entsteht der so genannte Flow – ein gutes Indiz dafür, was einem auch Jahre später noch im Beruf Freude be- reiten wird. Jedes Kind hat normalerweise das entwicklungspsychologische Streben, sich auszuprobieren und sich autonom zu verwirklichen.“

    Neben der Förderung des Nachwuchses können Eltern aber noch mehr tun, um ihre Kinder in dieser wichtigen Phase zu unterstützen, weiß Streit: „Wichtig ist, eine geordnete Struktur und einen Rahmen vorzugeben. Kinder müssen wissen, dass die Eltern immer für sie da sind, beide Seiten dürfen dabei ruhig ihre Meinung sagen. Übermäßiger Druck, Ungeduld oder Bevormundung sollten keinen Platz in dieser Beziehung haben. Auf dieser Basis kann man sich auf Augenhöhe begegnen und Jugendliche durchaus auch inspirieren und für etwas begeistern.“

    Denn gerade bei der Berufswahl haben Eltern viel mehr Einfluss, als man glaube. Das zeige die moderne Pubertätsforschung. „Die Peer-Group ist wichtig, wenn es um soziale Aspekte geht – man geht zum Beispiel in eine bestimmte Schule, weil die beste Freundin auch dorthin geht. Und das darf auch sein. Aber wenn die Eltern- Kind-Beziehung stimmt, wird der Rat von Mutter oder Vater gern angenommen“, erklärt Streit. Es gebe eine klare Tendenz, Ausbildungsentscheidungen im Einvernehmen mit den Eltern zu treffen – auch in stürmischen Zeiten, wie der Pubertät, haben Eltern also durchaus die Chance, durchzudringen und positiv einzuwirken.

    Sehr hilfreich können auch Oma und Opa sein, denn die haben aus Sicht der Enkel oft genau das, was ein guter Berater braucht: Haltung, Erfahrung, eine eigene Meinung, aber auch ein offenes Ohr. Damit geben sie einen Rahmen, in dem sich Jugendliche orientieren können. „Für Eltern wie auch für Großeltern gilt aber: Sie dürfen durchaus Vorschläge machen und dazu stehen. Doch ob der Jugendliche das annimmt, muss ihm überlassen bleiben.“

    Richtungskorrektur

    Aber was tun, wenn der Berufswunsch ganz augenscheinlich in eine Sackgasse führt, wenn der Nachwuchs zum Beispiel unbedingt Influencer werden will? „Auch solche Wünsche sollte man sich anhören. Wichtig ist, dass man dabei innehält, sich nicht in eine Abwehrhaltung hineinsteigert und wohlüberlegt argumentiert. Jedoch würde ich dennoch auf einer fundierten Ausbildung beharren; und manch- mal braucht es auch ein klares Nein“, so Streit. Auch hier zählt: Aufrichtigkeit und eine klare Botschaft schaffen Vertrauen und Authentizität und somit eine konstruktive Basis für Gespräche.

    Noch öfter kommt es vor, dass Jugendliche während der Ausbildung das Gefühl haben, nicht auf dem richtigen Weg zu sein. Mitten in der Lehre, oft auch kurz vor dem Abschluss, will man aussteigen. „Wir haben in diesen Fällen in unserem Institut mit folgender Formel die besten Erfahrungen gemacht: Ohne konkrete Alternative wird keine Ausbildung abgebrochen. Wir sagen: Gerne kannst du etwas Anderes machen, wenn du für dich selber einen klaren Weg gefunden hast und ihn uns präsentieren kannst. Bis dahin bleibt der Jugendliche in der angefangenen Ausbildung. Wenn man in diesem Fall beharrlich bleibt, entstehen oft die konstruktivsten Lösungen.“

    Optimistisch bleiben

    Die aktuelle weltweite Gesundheits- und damit einhergehende Wirtschaftskrise ist für Streit kein Grund, um pessimistisch zu werden. „Die Vielfalt im Ausbildungssektor wird bleiben, das Motiv der Erfüllung wird weiter bei der Berufswahl die Hauptrolle spielen – da bin ich optimistisch. Natürlich bringt die technologische Revolution, die durch die aktuelle Krise beschleunigt wird, neue Berufe mit sich, andere werden wegfallen. Doch davor muss man keine Angst haben. Denn das ist für mich die Lehre aus Corona: Die neuen Medien sind wertvolle Entwicklungs- und Orientierungshilfen, sie helfen uns, uns zu vernetzen und Begegnungen zu schaffen. Auch in der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert gab es ähnliche Ängste wie heute – doch der Mensch hat ein unglaublich reichhaltiges Betätigungsfeld, er will sich selbst verwirklichen und wird immer erfüllende und sinnstiftende Aufgaben finden.“

    Bei der Berufsentschei­dung haben Jugendliche heute die Qual der Wahl. Wer schon sehr früh eine Leidenschaft entwickelt, tut sich da leichter.

    PHILIP STREITLeiter des Instituts für Kind, Jugend und Familie

  • Misserfolge machen mutiger

    Misserfolge machen mutiger

    Rüdiger Maas, Generationenforscher und Autor aus Augsburg, zeichnet in seinem neuen Buch Generation lebensunfähig ein beunruhigendes Bild einer Jugend, die immer weniger mit Frustration umgehen kann. Im Interview verrät er, wie Eltern ihre Kinder am besten unterstützen. Spoiler: Weniger ist mehr!

    Überbehütet in der realen Welt, alleingelassen in der digitalen

    Das ist die Generation Z, jene Jugendlichen, die 1995 oder später geboren sind. An seinem Institut für Generationenforschung beschäftigt sich der deutsche Psychologe Rüdiger Maas seit Jahren mit dem Phänomen einer Jugend, die vermeintlich alles hat und doch nicht zufrieden ist.

    Wir sprachen mit ihm darüber, warum es so wichtig ist, dass Jugendliche auch negative Erfahrungen machen dürfen und Eltern nicht versuchen sollten, die besten Freunde ihrer Kinder zu sein.

    Zukunft meistern: Herr Maas, die Generation Z ist diejenige, die nun in die Arbeitswelt einsteigt – was kennzeichnet diese jungen Menschen? 

    Rüdiger Maas: Dies ist die erste Generation, die mit Social Media groß geworden ist – sie kann sich eine Welt ohne Internet nicht mehr vorstellen, so wie wir uns eine Welt ohne Schrift nicht mehr vorstellen können. Und diese Jugend ist in einen absoluten Wohlstand hineingeboren worden, alles war möglich. Der soziodemografische Wandel spielt diesem Wohlstand noch in die Karten: Viele Menschen gehen in Pension, weniger rücken nach, die Jugend von heute kann sich ihren Arbeitgeber aussuchen. Dazu kommt noch eine riesige Auswahl an Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten.

    Aber diese Fülle an Ausbildungen macht die Wahl ja nicht unbedingt leichter. 

    Rüdiger Maas: Wir sprechen tatsächlich von einer Optionsdepression: Wenn die Auswahl zu groß ist, hat man oft nicht das Gefühl, dass man für sich das Allerbeste herausholen konnte. Man zweifelt hinterher immer wieder, ob man sich nun wirklich für das Optimum entschieden hat; darum tut sich die Generation Z auch so schwer mit Entscheidungen – im Schnitt braucht ein Generation-Z-Mensch 18 Minuten, um in Netflix eine Sendung auszuwählen. Diese unendliche Vielfalt macht halt die Leute auch nicht glücklicher: Wenn man seinem Kind heute vier Adventkalender schenkt, dann entwertet man natürlich auch alle vier. Aber so ist die Generation Z aufgewachsen.

    „Die vielen Möglichkeiten, aus denen Jugendliche heute wählen können, machen sie nicht glücklicher.“

    Was sind denn die Stärken und Schwächen der Generation Z?

    Rüdiger Maas:Die Stärken sind ein höheres Liberalitätsverständnis, eine höhere Moral und in der analogen Welt ein höheres Regelverhalten – man hält sich mehr an Regeln und Vorgaben, fordert dies aber im Gegenzug auch von allen anderen ein. Dadurch wirken diese jungen Menschen auf uns oft konservativ. Doch in der digitalen Welt wollen sie am liebsten gar keine Vorschriften. Durch den Wohlstand und auch, weil die Eltern sich nicht zur Abgrenzung eigneten, sondern beste Freunde und Berater waren und sind, kommt bei vielen auch eine geringe Frustrationstoleranz dazu – diese Generation ist weit weniger offen für Kritik als die davor.

    Eltern: die besten Freunde? 

    Zukunft meistern: Und wie kann man die Eltern dieser Jugendlichen beschreiben? 

    Rüdiger Maas: Die wollen am liebsten die besten Freunde ihrer Kinder sein und sind teilweise sogar eifersüchtig auf die anderen besten Freunde ihrer Kinder. Sie passen sich den Kindern an, hören die gleiche Musik, ziehen sich gleich an. Die Eltern sind die größten Fans ihrer Kinder. Sie können und wollen nicht mehr loslassen. Mittlerweile nimmt das teils skurrile Formen an: Dass Eltern in einer Vorlesung neben ihren Kindern sitzen, mitgehen zum Bewerbungsgespräch oder mitentscheiden, ob die Arbeitsstelle die richtige ist, ist keine Seltenheit mehr.Das alles gilt allerdings nur für die analoge Welt. In ihren Rückzugsräumen in der digitalen Welt lassen die Eltern ihre Kinder völlig allein. Da findet das Gegenteil dieser Überbehütung in der realen Welt statt. Man nutzt zwar die sozialen Medien, um zum Beispiel über WhatsApp oder Instagram Kontakt zu halten, aber die Kinder haben dann oft noch weitere Instagram-Accounts, von denen Mama und Papa nichts wissen sollten. Die würden ihren Kindern das ziemlich übelnehmen, denn beste Freunde haben ja keine Geheimnisse. Dabei vergessen sie, dass sie ein Kind vor sich haben, das Rückzugsräume braucht und eben nicht der beste Freund, sondern in erster Linie Tochter oder Sohn ist.

    Negative Erfahrungen machen stark

    Zukunft meistern: Wie können Eltern nun ihre Kinder unterstützen, wenn sie vor der Entscheidung Schule oder Lehre, oder Lehre mit Matura stehen? 

    Rüdiger Maas: Die Frage ist, wieso müssen sie denn immer unterstützen? Die Kinder müssen doch auch einmal selber lernen, bestimmte Dinge zu bewältigen, zu entscheiden, sich etwas aufzubauen – natürlich in einem bestimmten Rahmen. Die Eltern sollten sich mehr um die digitale Welt kümmern und die Kinder in der analogen Welt einfach mehr machen lassen. Auch negative Erfahrungen oder Misserfolge können Kindern Ressourcen geben, sie stärken und helfen, Resilienz aufzubauen. Dieses ständige Bespaßen und der Versuch, das Optimum für die Kinder herauszuholen, bewirkt leider oft das Gegenteil: Wir wissen, dass die unglücklichsten Menschen jene aus der Generation Z sind – da stimmt doch was nicht! Das liegt genau daran, dass wir den Kindern sämtliche Erfahrungen nehmen. Ich kann ja gar nicht mehr stolz sein, wenn ich etwas geschafft habe, wenn Mama mich nie etwas alleine machen lässt; wenn ich für alles gelobt werde, dann hat es doch keine Bedeutung mehr für mich.

    Corona und die analoge Welt

    Zukunft meistern: Welche Auswirkungen hat Corona auf diese Generation? 

    Rüdiger Maas: Das Alter zwischen 15 und 25 ist ja genau die Zeit, wo man alles viel intensiver wahrnimmt – da ist natürlich viel verloren gegangen. Man muss auch mal eine Lanze brechen für die Jüngeren, die haben ja überall mitgemacht. Es sind ja kaum Demos oder heimlich Partys von Jüngeren bekannt. Die Kinder waren oft sogar dankbar für diese Maßnahmen und Restriktionen, weil ihnen das Sicherheit gegeben hat. Zugleich ging auch das Training der analogen Welt noch mehr verloren. Einige junge Leute fanden den Lockdown sogar gut, weil sie dann nicht mehr erklären mussten, warum sie nicht rausgehen. Es gab noch nie so viele Jugendliche, denen es so schwerfällt, unbekannte Menschen anzusprechen oder jemanden anzurufen. 50 Prozent der Bürger in Deutschland und Österreich lernen sich mittlerweile zuerst digital kennen. So jemand tut sich natürlich in einem Job zum Beispiel im Vertrieb extrem schwer.

    Ihr Rat an Eltern

    Zukunft meistern: Was können Eltern konkret tun, um ihre Kinder auf das Leben vorzubereiten? 

    Rüdiger Maas: Wir sollten viel gechillter werden – mehr Bauchgefühl zulassen, die Kinder auch mal Langeweile aushalten lassen. Die Arbeit findet halt nun mal analog statt, der Arbeitgeber steht in der realen Welt vor einem und übt Kritik. Da braucht es auch mal Durchhaltevermögen. Und auch Eltern dürfen Fehler machen, das darf man sich auch zugestehen. Es gibt ja nicht die eine perfekte Erziehung für alle Kinder.

    Generation lebensunfähig“ ist im Verlag YES erschienen und kostet 20,60 Euro.

  • „Was macht eigentlich…“

    „Was macht eigentlich…“

    200 Lehrberufe gibt es hierzulande. Kein Wunder, dass die Auswahl nicht immer so leichtfällt. Wir haben ein paar davon ausgewählt und geben Einblick in den Arbeitsalltag.

    Technik von Grund auf verstehen

    Maschinenbautechnik

    Ein Maschinenbautechniker ist Fachmann für die Montage, Wartung und Optimierung von Maschinen und Anlagen. „Es geht darum, Maschinen und Anlagen von Grund auf zu verstehen und gezielt weiterzuentwickeln“, sagt Michael Durlacher, der die Lehre zum Maschinenbautechniker bei Milteco abgeschlossen hat. Bauteile werden montiert, justiert und getestet, bis jede Maschine läuft, wie sie soll. „Dabei ist mein Job viel mehr als reines Zusammenbauen: Ich lese technische Zeichnungen, prüfe die Funktionsweise von Systemen und bringe elektronische, mechanische und hydraulische Bauteile in Einklang.“ Eine Aufgabe liegt in der Instandhaltung und Wartung. „Ich sorge dafür, Ausfälle zu vermeiden. Fehlerquellen schnell zu erkennen und kreative Lösungen zu finden, gehört dazu. Durch meinen Einsatz laufen Produktionsprozesse weiter und werden effizienter.“

    Auf dem Prüfstand

    Elektrotechnik

    Schalt- und Starkstromanlagen, elektronische Gebäudeausrüstungen, Informations- und Kommunikationsanlagen sind das Metier im Lehrberuf Elektrotechnik. Da der Bereich breit gefächert ist, gibt es in der Regel anders als in der Elektriker Lehre eine Spezialisierung auf Anlagen und Geräte. „Ich arbeite an der Fertigung komplexer elektrischer Schaltanlagen und Komponenten für hochmoderne Prüfstände, die bei anspruchsvollen Fahrzeugtests der Kunden aus der Automobilindustrie zum Einsatz kommen“, sagt Zahra Noorahmadi. Sie hat bei KS Engineers eine Lehre zur Elektrotechnikerin mit Schwerpunkt Automatisierungs- und Prozessleittechnik absolviert. „Ich übernehme alle Fertigungsschritte von Montage der elektrischen Bauteile über Lötarbeiten und Kabelkonfektionierung bis hin zur Überprüfung und Inbetriebnahme der Anlage“, so die Jung- fachkraft. Sorgfältig und strukturiert zu arbeiten ist wichtig: „Jedes Bauteil und jede Verbindung spielen eine Rolle für die Gesamtfunktionalität der Anlage. Es ist auch spannend, an Anlagen zu arbeiten, die für die Entwicklung neuer umwelt- schonender Fahrzeuge verwendet werden.“

    Drehscheibe mit Präzision

    Betriebslogistik

    In der Betriebslogistik lernt man, wie Waren und Materialien in einem Unternehmen effizient verwaltet und Abläufe optimiert werden. Transporte planen und koordinieren, Bestellungen überwachen und sicherstellen, dass Lieferungen pünktlich und korrekt eintreffen, gehört dazu. „Spannend finde ich die Organisation unserer Warenlager und Versandabteilungen. Hier ist Präzision gefragt, damit alles reibungslos läuft. Ein Highlight ist die Arbeit mit modernen IT- Systemen. Sie helfen, den Warenfluss zu analysieren, Daten auszuwerten und Verbesserungsmaßnahmen zu entwickeln“, sagt Jana Zinner, die bei Heldeco die Lehre zur Betriebslogistikerin macht. „Ob es um Inventuren, die Analyse von Beständen oder die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften geht – ich habe immer das Gefühl, Teil eines großen Ganzen zu sein.“ Zusätzliche Bedeutung erhält die Lagerwirtschaft durch die zunehmende Verbreitung des Handels über Internet, was neue Herausforderungen an die Logistik stellt.

    Beton für alle Fälle

    Hoch- und Betonbau

    Ein Betonbauer – früher Mauer- und Schalungsbauer – ist Spezialist für das Errichten stabiler Bauwerke aus Beton und Mauerwerk. Zu den Aufgaben zählen das Bauen von Schalungen, das Verlegen von Stahlbewehrungen und das Gießen von Beton für Wände, Decken und Fundamente. Der Beruf hat sich gewandelt: Statt einfacher Mauern und Formen geht es um hochpräzise Betonarbeiten und komplexe Baukonstruktionen. „Ab dem Aushub bin ich auf der Baustelle dabei und sehe, wie das Projekt wächst“, sagt Liam-Farr, Lehrling im Hoch- und Betonbau bei Lieb Bau Weiz. „Jede Baustelle bringt neue Heraus- forderungen. Diese Vielseitigkeit schätze ich.“ Im Hochbau wird Beton bei der Errichtung von Fundamenten, Decken, Stiegen und Trägerkonstruktionen verwendet, im Tiefbau bei Brücken, Tunnels, Autobahnen und Tiefgaragen, im Wasserbau bei Staudämmen, Hochwasserschutzbauten, Kanal- und Kläranlagen.

    Struktur hinter den Kulissen

    Industriekaufmann/-frau

    Es ist eine Allroundaufgabe in der Organisation und Verwaltung eines Unternehmens, damit hinter den Kulissen alles strukturiert und effizient verläuft: Industriekaufleute planen und koordinieren Abläufe in Abteilungen wie Einkauf, Vertrieb oder Personalwesen. Sie erstellen Angebote, bearbeiten Bestellungen, überwachen Liefertermine und Zahlungen, prüfen Rechnungen, helfen bei der Kostenplanung oder der Organisation von Schulungen. „Mir gefällt, dass ich selbstständig arbeiten kann“, sagt Christina Wallner, Industriekauffrau-Lehrling bei Komptech. „In meinem Bereich ist die Preiskalkulation wichtig, aber auch die Erstellung von Dokumenten wie Auftragsbestätigung, Rechnung und Lieferschein. Ich habe viel Kundenkontakt und muss die Bestellungen bis zur Maschinenauslieferung abwickeln. Auch Stammdatenpflege gehört zu meinen Aufgaben.“

    Jede Naht muss halten

    Stahlbau- und Schweißtechnik

    Stahlbau- und Schweißtechnik kombiniert handwerkliches Können und technologischen Fortschritt. Man lernt, wie man Stahl präzise und sicher verarbeitet, um stabile Konstruktionen herzustellen. Zum Einsatz kommen manuelle Schweißtechniken bis hin zu modernste Maschi- nen und Roboter. „Als Lehrling geht es für mich jeden Tag darum, Stahl so zu verbinden, dass daraus richtig robuste Konstruktionen entstehen“, sagt Björn Schinagl, der sich bei der Maschinenfabrik Liezen und Gießerei in Ausbildung befindet. „Am Ende eines Tages sehe ich meine Arbeit und was ich dazugelernt habe, denn ich weiß, dass jede Naht absolut halten muss. Ich lerne den Beruf von der Pike auf – vom Handschweißen bis zum Bedienen großer Schweißroboteranlagen. Die Projekte und Produkte sind spannend: Teile für Hochgeschwindigkeitszüge oder moderne Güterwagensysteme zum Beispiel.“