Ein Auto nicht nur fahren, sondern auch verstehen, was dahintersteckt: Das ist die Motivation vieler Lehrlinge, die Kfz-Technik erlernen. Ein Beruf mit Zukunft – und dank E-Mobilität spannender denn je.
Faszination Auto von klein auf
Es gibt Kinder, deren erstes Wort „Auto“ ist – für viele wird daraus auch der erste Berufswunsch. In den 1.200 Kfz-Betrieben der Steiermark werden aktuell rund 1.400 Lehrlinge ausgebildet:
ca. 1.200 in der Kfz-Technik
ca. 200 in der Karosseriebautechnik
Eine von ihnen ist Marie Schörgi, die im Autohaus Haas in Lannach den Beruf der Kfz-Technikerin erlernt.
Marie Schörgi: Vom ersten Schnuppern zur Lehrstelle
Marie hatte sich zunächst bei verschiedenen Unternehmen beworben – ohne Rückmeldung. Durch Zufall stieß ihre Mutter beim Vorbeifahren auf ein Stellenangebot des Autohauses Haas. Marie schnupperte hinein – und wusste: „Das passt!“
Ursprünglich hatte sie die Landwirtsschule besucht und sich auch für den Beruf des Landmaschinentechnikers interessiert. Doch die Arbeit an Autos faszinierte sie mehr. „Der Beruf ist alles andere als eintönig – jeder Tag ist anders“, bestätigt auch ihr Chef, Kfz-Meister Michael Sabo, der gemeinsam mit seiner Mutter Karin das Autohaus leitet.
Digitalisierung und E-Mobilität verändern den Beruf
Der Mechanikerberuf hat sich stark gewandelt:
Immer mehr Sensoren steuern Assistenzsysteme wie Einparkhilfe, Kamera oder Radar.
Mit Elektro- und Hybridfahrzeugen kommt zusätzliches Know-how über Elektromotoren und Hybridprinzipien hinzu.
Bei Toyota – der Marke im Autohaus Haas – haben die meisten Fahrzeuge bereits Hybrid-Antrieb. Reine Benziner sind selten. Um vorbereitet zu sein, startete Toyota früh mit Schulungsmaßnahmen für Werkstätten.
Komplexe Arbeiten an der Elektronik übernehmen Kfz-Meister. Lehrlinge führen klassische Arbeiten durch – vom Ölwechsel bis zum Radlager.
Aufbau der Kfz-Lehre
Die Kfz-Techniker-Lehre besteht aus:
Grundmodul
mindestens einem Hauptmodul (Motorradtechnik, Nutzfahrzeugtechnik oder Personenkraftwagentechnik)
optional einem Spezialmodul (Systemelektronik oder Hochvolt-Antriebe)
👉 Die Lehrzeit beträgt 3,5 Jahre, mit Spezialmodul 4 Jahre. 👉 Am Elektromotor dürfen Lehrlinge erst ab 18 Jahren arbeiten.
Hochvolt-Ausbildung: Sicherheit geht vor
Die Ausbildung im Hochvolt-Bereich ist dreistufig:
Theorie: gesetzliche Regelungen, Sicherheitsvorschriften, Funktionsweise von Elektro- und Hybridfahrzeugen
Spannungsfreischaltung: berechtigt zum Arbeiten am freigeschalteten Hochvoltsystem
Wartung & Reparatur: eigenständige Arbeiten an Elektrofahrzeugen – allerdings nur zu zweit
„Lehrlinge sollten vom orangen Kabel aber sicherheitshalber die Finger lassen“, schmunzelt Landesinnungsmeister Thomas Marichhofer.
Zukunft der Kfz-Lehre
In naher Zukunft wird die Lehrzeit auf 4 Jahre verlängert.
Das Modul Hochvolt 1 wird dann automatisch Teil der Ausbildung sein.
Die theoretische Ausbildung findet für Kfz-Techniker und Karosseriebautechniker in der TZA Arnfels statt.
👉 Damit ist klar: Die Kfz-Technik bleibt ein vielseitiger Beruf, der mit der Digitalisierung und der E-Mobilität noch spannender wird.
Siemens – ein globaler Arbeitgeber: Weltweit beschäftigt Siemens rund 312.000 Menschen – mehr, als Graz Einwohner hat. Am Standort Siemens Mobility Graz arbeiten etwa 1.500 Personen, davon 79 Lehrlinge.
Lehrlinge berichten: Chancen und Vielfalt
Im Gespräch über Chancen und Vielfalt bei Siemens Mobility (v. l. n. r.): Lehrling Rosalinde Jandl, Standortleiter Stefan Erlach, Lehrling Daniel Schwar sowie Ausbildungsleiterin Rebecca Guth-Urdl. Das Interview erschien bereits in der Jänner-Ausgabe von ZUKUNFT MEISTERN. Ab September starten wieder neue Lehrlinge bei Siemens Mobility – die nächste Chance, Teil eines internationalen Konzerns mit Zukunft zu werden, kommt wieder.
Rosalinde Jandl absolviert im dritten Lehrjahr ihre Ausbildung zur Schweißtechnikerin. Sie schätzt besonders die Kombination aus Theorie und Praxis sowie die Abwechslung im Arbeitsalltag:
„Man hat hier viele Möglichkeiten, kann sich gut weiterbilden. Theorie und Praxis sind eng verwoben und es wird auch neben dem Job Abwechslung geboten, etwa durch Sport. Das tut jedem gut.“
Daniel Schwar, Mechatroniker-Lehrling nach der Matura, hebt die Breite der Ausbildung hervor:
„Wir durften uns an 3D-Druckprojekten probieren, derzeit haben wir einen Roboter, den wir programmieren können. Das alles kann ein kleineres Unternehmen oft gar nicht bereitstellen.“
Ausbildung mit Zukunft
Auch Ausbildungsleiterin Rebecca Guth-Urdl begann einst als Lehrling bei Siemens. Heute begleitet sie junge Talente:
Lehre mit Matura wird angeboten.
Karrierewege stehen offen, Studium ist kein Muss.
Fachliches Wissen wird ergänzt durch Themen wie Persönlichkeitsentwicklung, Gesundheitsmanagement, Arbeitssicherheit und Teamfähigkeit.
Besonders wichtig ist ihr:
„Neues lernen zu wollen und sein Wissen zu erweitern, das geht auch nach der Lehrabschlussprüfung weiter.“
Gemeinschaft und Unterstützung
Schon beim Start erleben die Lehrlinge Gemeinschaft: Die Kennenlern-Tage am Reinischkogel fördern Motivation und Zusammenhalt. Daniel Schwar:
„Gerade an stressigen Tagen steigert es die Motivation, wenn man mit den Kollegen reden und sich gegenseitig unterstützen kann.“
Auch Rosalinde Jandl schätzt den Teamgeist:
„Es ist ein gutes Gefühl, dass wir an derselben Sache arbeiten und ähnliche Probleme haben. Du bist nicht allein, bist motiviert und weißt: Es wird auch wieder besser.“
Bei Schwierigkeiten stehen Guth-Urdl und ihr Team auf Augenhöhe bereit, helfen auch in Fächern wie Mathematik oder technischem Zeichnen nach – damit die Lehrlinge bei der Lehrabschlussprüfung glänzen können.
Perspektiven: Von Graz in die Welt
Standortleiter Stefan Erlach betont:
Auslandspraktika helfen, Selbstverantwortung zu übernehmen und den eigenen Platz im Leben zu finden.
Siemens Mobility liefert wichtige Elemente für die Schienenfahrzeugindustrie – eine Branche mit Zukunft und Klimarelevanz.
„Bei uns nehmen schon die Lehrlinge wahr, dass es sinnstiftend ist, in einer solchen Branche zu arbeiten und ein Stück weit beizutragen, den Planeten klimafreundlicher zu gestalten.“
Info: Siemens Mobility Graz
Produkte: Fahrwerke und Pantographen (Dachstromabnehmer) für Schienenfahrzeuge
Jährliche Produktion: ca. 3.200 Fahrwerke und 1.200 Pantographen
Nicht jeder Einstieg in die Lehre verläuft nach Plan. Genau hier setzt die Überbetriebliche Ausbildung (ÜBA) an: Sie ermöglicht Jugendlichen eine fundierte Berufsausbildung auch dann, wenn sie keinen direkten Lehrplatz finden.
Praxisnahe Ausbildung und persönliche Unterstützung Fahed Al Tamimi ist ein Beispiel dafür: Der 19-Jährige, der mit seiner Familie aus dem Irak nach Österreich kam, absolviert seine ÜBA als Kfz-Techniker bei Jugend am Werk Steiermark. Sein Ziel: die Meisterprüfung und ein eigener Betrieb.
Auch beim bfi Steiermark finden Jugendliche wie Adam Amgoune, Zerdest Fakhan, Said Dovtaev oder Jasem Ataei eine zweite Chance. In Kleingruppen lernen sie Metall- oder Elektrotechnik, Maschinenbau oder Kfz-Technik – ohne Produktionsdruck, dafür mit intensiver Betreuung.
Stimmen der Partner – Gert Niederdorfer, Geschäftsführer bfi Steiermark: „In unseren Technikzentren haben wir keinen Produktionsdruck. Wir haben hier mehr Zeit, uns auf eine Fachausbildung vorzubereiten.“ – Eva-Maria Kabas, Projektleiterin ÜBA beim bfi: Sie betont, wie wichtig kleinere Gruppen und persönliche Betreuung sind, besonders nach den Belastungen der Pandemie. – Erwin Krobek, Leiter des Bildungszentrums Paula-Wallisch-Straße (bfi): „Es geht um berufliche Handlungskompetenz – von Pünktlichkeit bis zum achtstündigen Arbeitstag.“ – Walerich Berger, Geschäftsführer Jugend am Werk Steiermark: „Die ÜBA hat auch eine gesellschaftliche Funktion: Sie qualifiziert Menschen beruflich und macht sie fit für die Zukunft.“ – Teresa Hutter-Kanduth, Teamleiterin ÜBA bei Jugend am Werk Graz: „Neben Fachwissen vermitteln wir auch Alltagskompetenzen – von Finanzen bis Integration.“ – Helge Röder, AMS Steiermark: „Die ÜBA nimmt eine wichtige arbeitsmarktpolitische Funktion ein und ist Brücke zwischen Jugendlichen und Wirtschaft.“
Ein wichtiger Baustein für die Wirtschaft Derzeit befinden sich 666 junge Menschen in der Steiermark in einer ÜBA oder in einem Zusatzqualifizierungsprogramm. Ziel ist, die Jugendlichen möglichst rasch in betriebliche Lehrstellen zu vermitteln – unterstützt durch Veranstaltungen wie das AMS-Talente-Frühstück oder Lehrstellenbörsen.
Die Jugendlichen selbst wissen, wofür sie kämpfen: eine abgeschlossene Berufsausbildung, ein sicherer Arbeitsplatz und Perspektiven für die Zukunft.
👉 Mehr über die Überbetriebliche Ausbildung lesen Sie in der Print-Ausgabe von ZUKUNFT MEISTERN – auch als E-Paper verfügbar.
Betreuerin Teresa Hutter-Kanduth, Fahed Al Tamimi und Walerich Berger, Geschäft sführer von Jugend am Werk Steiermark.
Gert Niederdorfer, Geschäftsführer bfi-Steiermark, mit Eva-Maria Kabas und Erwin Krobek, die ÜBA-Lehrlinge betreuen.
Helge Röder – Ziel der ÜBA ist es, dass die Lehrlinge bereits während der Ausbildung von einem Betrieb in ein reguläres Lehrverhältnis übernommen werden.
Erste Anlaufstelle für die ÜBA in der Steiermark
Wer nach der Pflichtschule keine Lehrstelle findet oder eine betriebliche Lehre abbricht, wendet sich zuerst an das AMS Steiermark
Dort wird geprüft, ob die Voraussetzungen erfüllt sind und welcher Weg in die Überbetriebliche Ausbildung passt.
Umgesetzt wird die ÜBA in der Steiermark gemeinsam mit folgenden Partnern:
Das Steirische Vulkanland ist mehr als nur eine Region – es ist ein Lebensraum mit Zukunft. In ‚ZUKUNFT MEISTERN 2025‘ werden ausgewählte Leitbetriebe und zukunftsorientierte Arbeitgeber aus dem Cluster Technologie & Handwerk vorgestellt. Sie zeigen eindrucksvoll, wie moderne Ausbildung, nachhaltiges Wirtschaften und gelebter Teamgeist die Region zu einem attraktiven Ort zum Arbeiten und Leben machen.
Was erwartet die Besucher:innen?
• Einblicke in gelebte Lehrlingsausbildung, Weiterbildungsangebote und Karrierepfade.
• Das Projekt „Technik für Kinder“ – eine Werkstätte für junge Talente von morgen.
• Inspirierende Porträts von Betrieben aus Technik, Handwerk und Industrie.
• Persönliche Geschichten von Lehrlingen und Ausbildner:innen.
• Videos und Fotostrecken direkt aus den Betrieben der Region.
Alle vorgestellten Betriebe sind Teil des Clusters Technologie & Handwerk im Steirischen Vulkanland. Auf der begleitenden Plattform www.work.vulkanland.at finden Sie weiterführende Informationen, aktuelle Jobangebote, Videos sowie direkte Kontaktmöglichkeiten zu den Unternehmen.
Jetzt eintauchen & durchstarten!
Ob Ausbildung, beruflicher Neuanfang oder Rückkehr in die Region: ZUKUNFT MEISTERN macht sichtbar, welche Chancen das Vulkanland bietet. Blättern Sie durch die aktuelle Ausgabe, entdecken Sie Menschen und Möglichkeiten – und werden Sie Teil einer Region mit Zukunft.
Wagner Smart Living Solutions Smarte Gebäudetechnik, Elektrotechnik mit IT-Fokus www.wagner-sls.at
Verein „Technik für Kinder im Vulkanland“ Ein Bildungsprojekt zur Förderung von MINT-Kompetenzen bei Kindern von 7 bis 14 Jahren. www.technikfuerkinder.at
Gemeinsam Zukunft sichtbar machen
Kooperation mit dem Steirischen Vulkanland
Mit dem Ziel, die wirtschaftliche Stärke, Innovationskraft und Lehrlingsarbeit der Region weit über ihre Grenzen hinaus sichtbar zu machen, entstand 2025 eine besondere Kooperation: Michael Fend, Geschäftsführer des Steirischen Vulkanlandes, gab grünes Licht für eine Zusammenarbeit mit ZUKUNFT MEISTERN – einem Magazinformat, das genau dort ansetzt, wo Regionen lebendig werden: bei den Menschen, den Betrieben und ihren Zukunftsideen.
Im Mittelpunkt der gemeinsamen Ausgabe stehen die Vorzeigebetriebe des Clusters Technologie & Handwerk – vom regionalen Traditionsbetrieb bis zum Hightech-Unternehmen mit internationaler Ausrichtung. Ziel war es, das Steirische Vulkanland und seine Arbeitgeber steiermarkweit sichtbar zu machen, Talente anzusprechen und den Spirit der Region zu vermitteln: kooperativ, zukunftsorientiert und menschlich.
@Bilder beigestellt, Bernhard Bergmann und Mias Photoart
Die Sommerferien sind da – endlich Zeit, um durchzuatmen, Energie zu tanken und sich inspirieren zu lassen. Vielleicht auch, um sich ganz in Ruhe die Frage zu stellen: „Was will ich eigentlich später machen?“
👉 Schau mal, was andere machen! In unserem ZUKUNFT MEISTERN ePaper erzählen junge Menschen von ihrem Weg in die Lehre – ehrlich, direkt und motivierend. Viele großartige Unternehmen aus der Steiermark stellen sich gemeinsam mit ihren Lehrlingen vor – darunter auch eine ganze Region: Das Vulkanland, das zeigt, wie vielfältig die beruflichen Möglichkeiten direkt vor der Haustür sein können.
Wir wollen nicht belehren, sondern einfach nur Ideen geben. Denn die Zukunft liegt in deiner Hand.
Fotos: Leo Ihrybauer, Florian Lehner,Andreas Boldt
„Ich mache das für mich – egal, was die anderen sagen.“
Wie Gini Lampl alias Billie Steirisch zur steirischen Social-Media-Sensation wurde.
Während der Pandemie startete Gini Lampl ein kreatives Experiment: Unter dem Künstlernamen Billie Steirisch lud sie Comedy-Videos im breiten steirischen Dialekt auf TikTok hoch – ganz ohne Erwartung, dass sie damit einmal ihren Lebensunterhalt verdienen könnte. Heute folgen ihr 50.000 Menschen auf Instagram, ihre „Tierdokus auf Steirisch“ sind Kult – und sie ist ein Social-Media-Star mit Zukunftsplan.
Von der Bühne ins Netz – und wieder zurück
Gini Lampl ist ausgebildete Sängerin und Schauspielerin. Dass sie einmal vom lustig-Sein im Internet leben würde? Daran hätte sie nie gedacht. „Mein Ziel war natürlich immer, mit Musik und Schauspiel Geld zu verdienen – aber nicht über TikTok“, erzählt sie. Doch genau das passierte. Ihre ersten Videos gingen viral, bald erreichte sie Hunderttausende.
„Ich dachte, das sieht eh niemand.“
Was als Pandemie-Zeitvertreib begann, wurde zum Beruf. „Ich wollte einfach kreativ bleiben und dachte, auf TikTok sieht das eh keiner.“ Doch Billie Steirisch traf einen Nerv – ihre humorvollen Dialekt-Versionen englischer Hits und steirischen Tierdokus verbreiteten sich rasant. Der erste Hype war ein Selbstläufer. Aber Gini lernte schnell: „Wenn du regelmäßig Content produzierst, bekommst du auch mal Gegenwind – da muss man drüberstehen.“
Authentisch bleiben – auch wenn’s wehtut
Obwohl sie heute mit Unternehmen zusammenarbeitet und Werbepartner anfragt, bleibt Billie ihrem Stil treu: direkt, pointiert, manchmal provokant. „Ich will authentisch bleiben. Natürlich denke ich heute mehr darüber nach, was ich poste – aber anecken gehört zu mir.“ Die ersten negativen Kommentare? „Die tun weh – klar. Aber irgendwann muss es einem auch egal sein.“
Zwischen Billie & Gini: Was bringt mehr Geld?
„Billie ist meine Cash Cow“, sagt sie offen. „Von Social Media kann ich besser leben als vom Theater.“ Trotzdem will sie sich langfristig unabhängiger machen: „Ich investiere in meine Musik, in Produkte und ins Personal Branding – denn Social Media kann auch von heute auf morgen vorbei sein.“
„Ich wollte nie etwas anderes – und bin drangeblieben.“
Der Weg war nicht immer leicht – aber klar. Schon als Kind wollte Gini Sängerin oder Schauspielerin werden. „Da gab’s eine Liste mit meinen Berufswünschen: Schauspiel, Gesang, Moderatorin, Stewardess – und Stripperin auf Platz fünf“, lacht sie. Warum? „Ich bin mit Cardi B. groß geworden – viele ihrer Vorbilder waren auch Stripperinnen.“ Ihr Fazit: „Wenn man wirklich etwas will, braucht’s Ausdauer und Willenskraft – dann geht vieles auch ohne Beziehungen.“
Was sie jungen Menschen rät
„Wählt nicht den Job, der am meisten Geld bringt. Wählt den, den ihr liebt.“ Gini ist überzeugt: Erwachsene sollten Jugendliche ermutigen, statt sie mit Sorgen über den Arbeitsmarkt zu bremsen. „Mein Traum wurde wahr, weil ich drangeblieben bin – und weil meine Eltern mich unterstützt haben, ohne Druck zu machen.“
„Tu, was du liebst – nicht was alle wollen.“
Für junge Menschen am Sprung ins Berufsleben hat sie einen persönlichen Tipp: „Wähle etwas, bei dem du dir nicht vorstellen kannst, ohne dem zu leben.“
Was kommt als Nächstes?
Gini arbeitet derzeit an ihrer ersten LP, an neuen Kooperationen – und an einer großen Tour. Ihr Ziel: Menschen mit ihrer Musik zu begleiten. „Vielleicht erinnern sich später manche an Billie Steirisch, weil sie meinen Song auf der Maturareise gehört haben – oder beim ersten Liebeskummer. Das wäre für mich echter Erfolg.“
Mehr über Gini Lampl findest du auf Instagram unter @billie_steirisch oder auf TikTok.
Möchtest du auch einen Beruf ergreifen, den (noch) nicht alle verstehen? Lass dich inspirieren. Zukunft Meistern zeigt dir, wie andere ihren Weg gegangen sind – und warum es sich lohnt, für die eigene Leidenschaft loszugehen.
Warum dieses Interview zu unserem Schwerpunkt „Zukunft meistern“ passt: In Zeiten wachsender Unsicherheit und komplexer Veränderungen brauchen wir Menschen, die mit klarem Kompass, Mut und Erfahrung vorangehen. Genau dafür steht dieses Gespräch. Es zeigt, wie Führungspersönlichkeiten mit Haltung, Offenheit und Innovationsgeist Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit finden – und andere mitnehmen auf diesem Weg. Ein Interview, das Mut macht, reflektiert und inspiriert.
👉 Das unkgekürzte Gespräch finden Sie im E-Paper auf unserer Plattform Hier geht’s zur vollständigen Ausgabe.
Ausbildung unter Kirschblüten oder im sonnigen Süden? Drei Lehrlinge des steirischen Technologieunternehmens KNAPP haben es probiert – und berichten hier von ihren Eindrücken.
Erfahrungen sammeln, neue Kulturen und Menschen kennenlernen: Das sind die Hauptgründe, warum sich die drei KNAPP-Lehrlinge Lara Klamminger, Leon Plentner und Robin Haberl für ein Auslandspraktikum mit Erasmus+ entschieden haben. Dabei zog es die beiden Burschen nach Spanien: Leon arbeitete für vier Wochen in einem kleinen Supermarkt in Sevilla, wo er spannende Einblicke in die kaufmännischen und logistischen Abläufe gewinnen konnte, Robin als Applikationsentwickler in einer IT-Firma in Valencia.
Und Lara wagte den Sprung in noch weitere Ferne: Die angehende Industriekauffrau dockte bei einem großen Unternehmen im japanischen Fukuoka an. „Das war unglaublich bereichernd, ich habe wahnsinnig nette Menschen kennengelernt und viel über diese doch so andere und fremdartige Kultur erfahren“, meint sie. Die 20-Jährige ist schon so etwas wie ein Profi, hat sie doch bereits einen Lernaufenthalt in Irland hinter sich und packt gleich nach unserem Interview schon wieder die Koffer; diesmal geht es in die Karibik, nach Curacao.
Lara Klamminger erkundete in Fukuoka das authentische Japan.
„KNAPP fördert Auslandsaufenthalte sehr, unsere Lehrlingsausbildung schreibt immer wieder solche Praktikumsstellen aus. Und sowohl die direkte Führungsperson als auch die Kollegen freuen sich für uns und unterstützen uns“, erzählen die drei. Rund ein Viertel der Lehrlinge bei KNAPP nutzt die Möglichkeiten, die Erasmus+ für Lehrlinge bietet. Je nach Reiseziel gibt es längere oder kürzere Vorbereitungsworkshops und nach dem Aufenthalt ein Feedbackgespräch.
Während die beiden jungen Männer bei Gastfamilien in Spanien untergebracht waren, wohnte Lara mit drei anderen Mädchen in einem Apartment. Ihre Freizeit nutzten alle drei zum Erkunden des Gastlandes. „Wir reisen alle sehr gern, das ist sicher ein Startvorteil, wenn man so ein Praktikum machen will.“
„Die Arbeitskultur in Japan ist ja ganz anders als bei uns, dort dauert der Arbeitstag von 9 bis 18 Uhr. Aber ich war in der Marketingabteilung eingesetzt, wir waren vor allem für Social-Media-Content zuständig und darum auch viel in der Stadt unterwegs und haben Attraktionen besucht und gefilmt“, so Lara.
„Am wertvollsten waren für mich die persönlichen Erfahrungen, die ich machen durfte“, meint Leon. Von Natur aus etwas zurückhaltend, hat er durch seinen Aufenthalt ordentlich an Selbstbewusstsein zugelegt. Ein weiterer Vorteil war der Sprachkurs, den die beiden jungen Männer in der ersten Woche ihres Aufenthalts besucht haben. „Zumindest ein paar Brocken Spanisch sind hängengeblieben.“
Robin war gemeinsam mit einem Kollegen unterwegs und würde das auch empfehlen: „So hat man immer jemanden, mit dem man sich austauschen kann.“ Besonders spannend fand er, dass er in seiner Firma, einem eher kleineren Betrieb, erstmals mit Künstlicher Intelligenz arbeiten durfte.
„Wir haben sehr spannende Erfahrungen gesammelt und würden auch anderen Lehrlingen raten, sich für ein solches Praktikum zu bewerben“, meinen die drei unisono.
Mehr über KNAPP – Zahlen & Fakten auf einen Blick
🛠 Familiengeführtes Technologieunternehmen 🚀 Entwicklung & Produktion automatisierter Lagersysteme mit modernster Software & Robotik 🌍 8.200 Mitarbeiter weltweit, davon 4.300 in Österreich 📍 Lehrlingsausbildung in Hart bei Graz und Leoben 🏆 Staatlich ausgezeichneter Lehrbetrieb seit über 30 Jahren 👩🏭 130 Lehrlinge aktuell in Ausbildung 📈 80 % der Lehrlinge bleiben nach der Lehre im Unternehmen 🤝 Kunden: SPAR, Herba Chemosan, Hugo Boss, Zalando u.v.m.
Ausbildungsberufe bei KNAPP:
Metalltechniker:in (Graz)
Mechatroniker:in (Graz und Leoben)
Industriekauffrau/-mann (Graz)
Applikationsentwickler:in – Coding (Graz)
Informationstechnolog:in (Graz und Leoben)
Highlights für Lehrlinge: ✔ Praxisbezogene Projektarbeiten ✔ Lehre mit Matura ✔ Wöchentlicher Lehrlingssport ✔ Teamevents & Wissensreisen ✔ Abteilungsübergreifende Praxiserfahrung ✔ Internationale Auslandspraktika ✔ Teilnahme an Wettbewerben wie AustrianSkills, EuroSkills und WorldSkills
Für junge Menschen mit Behinderung, chronischen Erkrankungen oder anderen Einschränkungen ist der Einstieg ins Berufsleben nicht immer einfach.
An der Med Uni Graz zeigt man Wege auf und lebt Diversität – mit allen Herausforderungen.
Freude am Tun, Ausdauer auf dem Weg: Die gehörlose Labortechnikerin Mercedes Maier ist im Fachgebiet Molekularbiologie in der Alterforschung tätig.
„Vor allem am Anfang muss man zu kämpfen bereit sein.“
„Ich wollte es aber einfach schaffen.“ Mercedes Maier lässt keinen Zweifel daran, dass es Mut und Durchhaltevermögen gebraucht hat: Trotz ihres ungebrochenen Optimismus war der Weg zum Lehrabschluss im Jahr 2021 nicht einfach – aber schlussendlich erfolgreich.
Heute forscht die gehörlose Labortechnikerin im molekularbiologischen Team von Altersforscherin Corina Madreiter-Sokolowski. Zentrumsleiter Wolfgang Graier hatte sich damals gemeinsam mit der Servicestelle Barrierefreies Arbeiten an der Medizinischen Universität Graz dafür eingesetzt, dass Maier die Lehrstelle am Gottfried Schatz Forschungszentrum erhielt.
Das Fachgebiet ist ihr durchaus in die Wiege gelegt: Bereits ihr gehörloser Vater ist in diesem Bereich an der Med Uni tätig.
Ausdauer lohnt sich
Während der Lehrzeit galt es vor allem auch die Herausforderungen in der Berufsschule zu meistern. „Die Informationen sind anfangs einfach an mir vorübergezogen, ich habe mich schon alleine gefühlt“, erinnert sie sich
Zwar stand eine Gebärdendolmetscherin zur Verfügung – diese müssen übrigens bereits ein Jahr im Voraus über den Gehörlosenverband beantragt werden – „aber ich hätte mir mehr Unterlagen, Geduld und Unterstützung durch die Berufsschullehrer gewünscht, damit ich mich besser auf den Inhalt und die Gebärdensprache hätte konzentrieren können. Es war sehr anstrengend. Ich habe es aber am Ende trotzdem geschafft und bin stolz auf mich“.
Sogar eigene Gebärden für die chemischen und molekularbiologischen Fachvokabeln mussten entwickelt werden.
Hürden in der Forschung – und wie man sie überwindet
Im Forschungsteam galt es in der täglichen Kommunikation Hürden zu überwinden. In der ersten Zeit brauchte es viele Nachfragen, um Abläufe nachvollziehen zu können. Auch die Kollegen hatten kein unbegrenztes Zeitbudget dafür, der Informationsfluss war nicht immer gesichert.
„Als Gehörlose war und ist es oft meine Verantwortung, auf dem Laufenden zu bleiben. Hörende Personen fühlten und fühlen sich nicht unbedingt immer dafür verantwortlich, mir alles mitzuteilen“, sagt Maier.
Hartnäckigkeit und Ausdauer machten sich aber bezahlt: Je klarer die Aufträge schon im Vorfeld formuliert waren, desto leichter gelang eine schnelle Umsetzung. So konnte sich Maier zur Zufriedenheit und Freude aller mehr und mehr Selbstständigkeit erarbeiten – und hat sich mit ihrem Wissen und Können in ihrem Aufgabenbereich etabliert.
Was sie jungen Menschen in ähnlichen Situationen mit auf den Weg geben will: „Seid wach, schaut euch um und wenn ihr etwas gerne machen wollt, dann setzt euch dafür ein.“
Lösungen finden: „Face the fear. Build the future.“
Wege entstehen bekanntlich dadurch, dass man sie geht. So hat ein junger Mann seinen Weg an die Zahnmedizin der Med Uni Graz gefunden. Er war dem Humanbiologen Uwe Yacine Schwarze schon im Rahmen eines Praktikums auf der Animal Facility der Biomedizinischen Forschung aufgefallen: „Er hat clevere und interessante Fragen gestellt und Verständnis für spezifische Zusammenhänge an den Tag gelegt.“
Seinem Engagement ist es zu verdanken, dass dieser schließlich in einem Labor, in dem die Einheilung von Zahnimplantaten im Fokus steht, schnuppern durfte. Dank der Unterstützung des Leiters der Universitätsklinik für Zahnmedizin und Mundgesundheit, Norbert Jakse, und Laborleiter Michael Payer gelang es, eine Lehrstelle für den jungen Mann als Labortechniker Biochemie zu schaffen.
Humanbiologe Uwe Yacine Schwarze hat sich auf der Universitätsklinik für Zahnmedizin und Mundgesundheit als Mentor für einen Lehrling engagiert.
„Es ist ein anspruchsvoller Lehrberuf, in dem das Hantieren mit gefährlichen Chemikalien notwendig ist.“ Schwarze intensivierte seine Rolle als Mentor, besuchte einen Ausbilderkurs und unterstützte den Lehrling während der fordernden Berufsschulzeit – denn gerade das Lernen von Stoff, das Merken von Fachvokabular, das Erfüllen von formalen Vorgaben fordern ihn mehr als andere heraus.
Heute arbeitet der junge Mann selbstständig im Labor, die Lehrabschlussprüfung wird noch folgen. „Eines der wichtigsten Dinge war der Glaube an ihn, dass er es schaffen wird“, unterstreicht Schwarze.
Vielfalt zählt
„Wir haben uns nicht auf seine Einschränkungen fokussiert. Zumeist gibt es ja Möglichkeiten, alternative Lösungen für spezielle Bereiche zu finden.“
Im Labor wurden einige Routinen adaptiert – etwa beim Erstellen von Protokollen. Sie wurden aus Rücksicht auf individuelle Schwächen angepasst und haben sich zugleich als Gewinn für alle erwiesen, weil neue Handlungsanweisungen wertvolle Zusatzinformationen für alle zu Tage förderten.
„Ich fühle mich bei einem neuen Schritt zwar jedes Mal noch etwas unsicher. Aber man kann alles schaffen, solange man es nur versucht – die Wahrscheinlichkeit ist immer da. Und: Man sollte ruhig Unterstützung annehmen“, sagt der junge Grazer, dessen Credo lautet: „Face the fear. Build the future.“
„Erst durch Diversität wird ein System resilient.“
„Die Natur führt es uns anschaulich vor“, betont Schwarze, „es braucht einfach Diversität. Erst durch Diversität wird ein System resistent gegenüber Außenfaktoren, die es aus dem Gleichgewicht bringen können. Erst das Einbeziehen unterschiedlicher Perspektiven und Aspekte ermöglicht es, potenzielle Probleme zu erkennen. Der Blick über den eigenen Tellerrand und den Horizont hinaus hilft uns allen. Je vielfältiger ein Team ist, desto besser ist es.“ Diesen Effekt kann man kaum besser auf den Punkt bringen.
Barrierefrei arbeiten an der Med Uni Graz
Sandra Gamse, Leiterin der Servicestelle Barrierefrei Arbeiten in der Gender:Unit der Medizinischen Universität Graz und Behindertenvertrauensperson, ermutigt junge Menschen mit Behinderung, ihre beruflichen Träume konsequent zu verfolgen.
Wie geht man an der Medizinischen Universität Graz grundsätzlich mit dem Thema Arbeiten mit Behinderung um?
Professionelle Unterstützung: Sandra Gamse ist Leiterin der Servicestelle Barrierefrei Arbeiten in der Gender:Unit der Medizinischen Universität Graz.
Sandra Gamse: „Die Universität ist ein freier Ort für Forschung und Wissenschaft – wo, wenn nicht hier, sollte Offenheit für das Thema gegeben sein. An der Med Uni Graz arbeiten bereits viele Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen. Wir wollen aber noch mehr dazu ermutigen. Diese Überzeugung wird auch vom Rektorat getragen.“
Offen mit einer Einschränkung umzugehen, ist keine Selbstverständlichkeit. Denn eine Behinderung wird in der Gesellschaft noch immer häufig als individuelles Merkmal gesehen, das einen Menschen von anderen unterscheidet. Oft wird man auf dieses eine Merkmal reduziert.
„Wir arbeiten an unserer Universität gemeinsam daran, ein Umfeld zu schaffen, in dem Vielfalt geschätzt wird und jeder Mensch die Möglichkeit hat, sein volles Potenzial zu entfalten.“
Mit welcher Unterstützung kann man rechnen?
Sandra Gamse: „In der Servicestelle Barrierefrei Arbeiten, die ich seit 2009 aufgebaut habe, ist man mit allen Fragen rund um die Themen Arbeit und Behinderung beziehungsweise chronische Erkrankungen gut aufgehoben. Alle Bediensteten der Med Uni Graz und jene, die sich um eine Stelle bewerben möchten, können sich vertraulich an mich wenden.“
Die Servicestelle ist aber nicht nur eine Anlaufstelle für Betroffene selber, sondern auch für all jene, die Fragen zu diesen Themen haben, weil sie zum Beispiel mit jemandem mit Behinderung im Team zusammenarbeiten. Hier werden auch Sensibilisierungsmaßnahmen angeboten.
„Uns ist es darüber hinaus wichtig zu vermitteln, dass an unserer Universität Menschen keine Scheu zu haben brauchen, sich zu ihrer Behinderung oder chronischen Erkrankung zu bekennen. Denn damit einher gehen auch rechtliche Rahmenbedingungen wie beispielsweise ein besonderer Kündigungsschutz oder zusätzlicher Urlaub unter bestimmten Voraussetzungen.“
Mit welchen Fragestellungen ist man gut bei der Servicestelle aufgehoben?
Sandra Gamse: „Für Mitarbeiter:innen und jene, die bei uns arbeiten möchten, stehe ich bei allen Fragen zum Thema Behinderung – etwa zu behördlichen Verfahren, zu Fördermöglichkeiten, zu Vor- und befürchteten Nachteilen sowie bei Antragstellungen und zu innerbetrieblichen strukturellen und organisatorischen Fragen – gerne zur Verfügung.“
Die erste Auseinandersetzung mit dem Thema Behinderung ist oft mit Befürchtungen verbunden, aber Offenheit bringt allen etwas. Nur wenn das Umfeld Bescheid weiß, kann auch der richtige Umgang gepflegt und die richtige Unterstützung angeboten werden.
„So ist es zum Beispiel bei Epilepsie oder Diabetes ganz wesentlich zu wissen, wie man im Anlassfall richtig reagiert. Auch für Jugendliche mit Behinderung, die an der Schwelle zum Berufsleben stehen und bei uns arbeiten möchten, sowie deren Eltern bin ich die erste Anlaufstelle.“
Das Schöne an meiner Arbeit ist, dass durch das Engagement Einzelner bereits einige neue Lehrstellen für junge Menschen mit Behinderungen und Einschränkungen an der Med Uni Graz geschaffen werden konnten – und alle davon profitieren. Das ist ein Grund, warum die Servicestelle sukzessive an Bekanntheit gewonnen hat – und ein Beweis dafür, dass die Arbeit fruchtet.
Lehre an der Med Uni Graz
An der Medizinischen Universität Graz sind rund 2.500 Mitarbeiter:innen beschäftigt. Dazu gehören derzeit 27 Lehrlinge.
Eine Lehre in der Industrie ist die optimale Basis für einen steilen beruflichen Aufstieg. Das zeigt das Beispiel von Christoph Niederl, der nach Mechatronik-Lehre und Abend-HTL-Matura nun seine Karriere als Konstrukteur startet.
Wenn CHRISTOPH NIEDERL von seiner Ausbildung und seinem heutigen Job als Konstrukteur bei der EVG Entwicklungs- und Verwertungs GmbH in Raaba erzählt, ist seine Begeisterung erfrischend ansteckend. Ihm war schon immer klar, dass er eine Lehre machen würde: „Einfach, weil ich handwerklich arbeiten wollte. Es fasziniert mich noch heute, was man aus einem stumpfen Stück Metall alles machen kann – und es beflügelt mich, am Ende des Arbeitstages ein Werkstück selbst geschaffen zu haben und das Ergebnis meiner Arbeit in Händen halten zu können.“ Für sein Umfeld war die Entscheidung doch einigermaßen überraschend: „Alle meine Cousinen und Cousins haben sich für eine Matura entschieden, mein Vater hätte auch gern gesehen, dass ich gleich in die HTL gehe.“
Montagehalle statt Schulbank
Doch der praktische Weg war für Niederl viel verlockender: Kein Wunder, gibt es dort neben vielen anderen Vorteilen doch auch vom ersten Tag an Geld aufs Konto – und wenn man sich für eine Lehre in einem Industriebetrieb entscheidet, so wie es Niederl getan hat, sogar überdurchschnittlich viel. Als Elektrotechnik-Lehrling sind das beispielsweise 1.188 Euro brutto im ersten Lehrjahr, im vierten sogar schon 2.316 Euro brutto pro Monat. Die HTL-Matura hat der Mechatroniker dann nach der Lehrzeit nachgeholt, heute arbeitet er in seinem ehemaligen Lehrbetrieb als Konstrukteur und ersetzt das Werkzeug durch die Tastatur. „Ich habe mir bei vielem in der HTL leichter getan, weil ich einfach schon die praktische Erfahrung hatte. Und auch in meinem neuen Job kommt mir das Wissen aus der Lehre zugute“, ist er sich sicher. Dies ist übrigens ein weiterer Vorteil einer Lehre in der Industrie: 80 Prozent der jungen Menschen nutzen auch nach ihrer Ausbildung die attraktiven Karriereangebote in ihrem Betrieb. Eine Lehre liefert nun einmal den perfekten Mix aus Berufserfahrung und theoretischem Wissen.
Jeder Lehrling zählt
„Als Unternehmen achten wir genau darauf, welche besonderen Talente und Interessen die Jugendlichen haben, und gehen bei ihrer Ausbildung auf sie ein. Dazu kommt, dass sie während der Lehre nicht nur eine top Ausbildung am neuesten Stand der Technik erhalten, sondern auch den Betrieb genau kennenlernen – das prädestiniert für einen Aufstieg im Unternehmen“, weiß PAULA BLASCH, Human-Resources-Verantwortliche bei der G.L. Pharma GmbH. Auch in ihrem Betrieb wird der Wunsch, die Lehre mit Matura zu absolvieren oder die Abendmatura zu machen, mit viel Engagement unterstützt: „Wir fördern das aktiv, legen dann auch die Arbeitszeiten so, dass genug Zeit fürs Lernen bleibt.“
Wer sich für eine Ausbildung in der Industrie entscheidet, hat die Qual der Wahl: Aktuell bilden Industriebetriebe in der Steiermark 2.893 junge Menschen aus, jährlich werden 1.500 Lehrstellen in 70 verschiedenen Berufen und 250 Betrieben quer durchs ganze Land angeboten; damit ist die Industrie der zweitgrößte Lehrlingsausbilder. Knapp ein Viertel der Industrielehrlinge ist übrigens weiblich – Tendenz steigend!
Schnuppern schafft Sicherheit
Um die passende Lehrstelle zu finden, raten sowohl Blasch als auch Niederl unbedingt zum Schnuppern. „Man hat – auch in höheren Schulen – Anspruch auf fünf Schnuppertage. Die sollte man unbedingt nutzen und sich so viele Betriebe wie möglich ansehen“, rät die Personalmanagerin. Auch bei Niederl gab das Schnuppern den Ausschlag: „Bei der EVG bin ich sofort mit einbezogen worden und durfte wirklich mitarbeiten. Und ich wurde dann auch in der Lehre nicht enttäuscht: Nach der zweimonatigen Lehrwerkstatt durfte ich gleich in der Montagehalle mitarbeiten.“ Die Lehre empfand er fast wie ein großes Praktikum: „Ich habe in diesen vier Jahren wirklich alle Bereiche kennengelernt und überall selbst Hand anlegen dürfen.“
CHRISTOPH NIEDERL & PAULA BLASCH über Lehre und Weiterbildung in ihren Unternehmen. EVG Entwicklungs- und Verwertungs GmbH in Raaba und G.L. Pharma GmbH
Neben den beruflichen Qualifikationen wird auch die Persönlichkeitsentwicklung durch eine Lehre stark gefördert. „Disziplin und Teamfähigkeit sind wichtige Soft Skills, die man in der Lehre mitbekommt und die jeder von uns im Beruf braucht“, so Blasch. Und auch das Selbstbewusstsein steigt. „Man wächst mit der Verantwortung und den ständig neuen Anforderungen“, erzählt Niederl. Und die sind in der Industrie hoch – immerhin handelt es sich um eine der innovativsten Branchen der Steiermark: 1,98 Milliarden Euro geben die heimischen Industriebetriebe für Forschung und Entwicklung aus.
Eine Lehre ist alles andere als eine Einbahnstraße, ist Niederl überzeugt: „Der Lehrabschluss ist ein solides Fundament. Und danach gibt es keinen falschen Weg: Wenn der nächste Kreisverkehr kommt, nimmt man einfach eine neue Ausfahrt – heutzutage muss man flexibel sein, und das wird durch diese Ausbildung möglich.“
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Berufsorientierung leichter gemacht: Im Talentcenter der WKO Steiermark erfahren 13- bis 15-Jährige mehr über ihre Talente und Stärken. Nach dem Talentcheck vor Ort erhält man einen ausführlichen Talentreport.
DIE ENTSCHEIDUNG, welchen Job man später einmal ausüben möchte, ist in jungen Jahren nicht ganz einfach. Umso wertvoller ist es, wenn man die eigenen Talente und Stärken besser kennt. Genau hier setzt das Talentcenter der WKO Steiermark an. Nach einem Talentcheck erfahren Jugendliche zwischen 13 und 15 Jahren mehr über ihre Fähigkeiten und Potenziale.
Dabei geht es um die Merkfähigkeit, die Reaktionsgeschwindigkeit und die Feinmotorik, um Allgemeinwissen in Deutsch, Mathematik und Englisch. Insgesamt 48 Teststationen stehen vor Ort zur Verfügung. Der Talentcheck dauert rund viereinhalb Stunden und hat Rätselcharakter.„Je motivierter und konzentrierter man an die Sache herangeht, umso aussagekräftiger ist das Ergebnis“, betont Leiter Christoph Pichler. Auch die Abwechslung kommt nicht zu kurz: In den Pausen können die Boulderwand und Drehfußballtische genutzt werden. Absolviert wird der Talentcheck gemeinsam mit den Mitschülern im Klassenverband. Guides sind die ganze Zeit über für Fragen da.„Scheu muss man keine haben, denn es geht nicht um eine Bewertung der Leistungen, sondern vielmehr um ein rein positives Feedback darüber, wo die persönlichen Stärken liegen“, sagt Leiter Christoph Pichler.
Eine wertvolle Entscheidungshilfe auf dem Weg zur Ausbildung und zum Beruf gibt es im Talentcenter der WKO Steiermark.
Talente mit Berufen matchen
Das Talentcenter der WKO Steiermark gibt es in Graz bereits seit 2016. Das Angebot richtet sich an die 7. und 8. Schulstufen. Schon im Vorfeld werden die Interessen der Jugendlichen in einem Online-Fragebogen abgefragt: soziale, kaufmännische, unternehmerische, künstlerisch-sprachliche, intellektuell-forschende und ordnend-verwaltende. Nach dem Check erhält jeder Jugendliche einen ausführlichen Talentreport. Hier fließen nicht nur die Ergebnisse des Checks ein, Talente und Interessen werden auch mit passenden Berufen gematcht. Ob Lehrberuf oder Hochschulstudium – genaue Berufsbeschreibungen und mögliche Ausbildungswege lassen sich direkt über den Talentreport abrufen. Er kann von den Jugendlichen selbstständig downgeloadet werden und so in die weiteren Phasen der Berufsorientierung mit Eltern und Pädagogen fließen.Künftig soll es in Zusammenarbeit mit der Bildungsdirektion des Landes Steiermark noch mehr Benefit aus dem Talentcheck geben: Gemeinsam mit Sozialpartnern, dem AMS und geschulten Studierenden der Pädagogischen Hochschule ist für jeden Jugendlichen, der den Talentcheck absolviert hat, ein Beratungsgespräch in der Schule geplant. „So können die Ergebnisse des Talentchecks noch besser erklärt und gezielter genutzt werden“, unterstreicht Pichler.
Kennt man seine Talente, ist das die beste Voraussetzung dafür, dass man seinen Job später einmal gut und gerne macht.
Gemeinsam oder einzeln
Das Programm wurde in Kooperation mit der Universität Graz entwickelt. Mehr als 45.000 Jugendliche haben bereits einen individuellen Talentreport erhalten. Rund 80 Prozent der in Frage kommenden Schuljahrgänge werden sowohl in Graz als auch in den steirischen Regionen mit dem Angebot erreicht. Bei einer Teilnahme im Klassenverband betragen die Kosten pro Schüler 15 Euro. Da die Buchungslage sehr gut ist, sollte die Anmeldung frühzeitig erfolgen. Zum Talentcheck können nicht nur Schulklassen kommen. An schulautonomen Tagen besteht die Möglichkeit einer Einzeltestung, die Kosten betragen dann 190 Euro. Inbegriffen ist in diesem Fall ein persönliches psychologisches Beratungsgespräch. Der Futurecheck ab 15 Jahren ist ein eigenes, individuelles Testverfahren für Jugendliche höheren Alters.
Das Talentcenter überzeugt auch international. Beim Kongress der „International Chamber of Commerce“ in Brasilien wurde das Programm 2019 zum „Best education and training project“ gekürt. Nach Grazer Vorbild wurde im Vorjahr in Bozen in Südtirol gemeinsam mit der Handelskammer Bozen und der Freien Universität Bozen ein Talentcenter eröffnet. Resonanz findet es darüber hinaus bei Interessierten aus Ländern von Belgien über Slowenien bis China: Mehr als 400 nationale und internationale Besucher aus Wirtschaft, Politik und dem Bildungsbereich werden jährlich durch das Talentcenter geführt. Darüber hinaus wird derzeit gemeinsam mit Slowenien und dem Burgenland an einem Interreg-Projekt der Europäischen Union für Volksschulkinder namens „Mobita“ gearbeitet.
Talent-Weeks im Sommer
Berufsorientierung findet aber auch noch auf anderen Wegen statt. Mit MINT-Projekten will man junge Menschen für naturwissenschaftlich-technische Themen begeistern: Es gibt Active Coding Weeks mit Programmierkursen in Graz und allen Regionalstellen, Talent Weeks in Zusammenarbeit mit dem CoSA – Center of Science Activities und dem Naturkundemuseum sowie zu den Themen gesunde Ernährung und Nachhaltigkeit mit Food-Bloggerin und „Steirerin des Jahres“ Bettina Ganglberger (@betti_licious) und den Online Coding Club. Mit den Dance Coding Weeks und den Nature Coding Weeks in den Naturwelten Steiermark in Mixnitz wurden zuletzt zwei neue Angebote entwickelt. Auch hier heißt es: Auf der Website informiert bleiben und die beliebten Sommerwochen frühzeitig buchen.
Das Team arbeitet immer auf mehreren Ebenen: In Lehrerfortbildungen vermittelt man Themen wie „Berufsorientierung ohne Klischees“, darüber hinaus werden Mittel und Wege genutzt, Schülern ein besseres Verständnis für die sich wandelnde Berufswelt zu vermitteln: „Industriehallen sehen heute ja vollkommen anders aus als früher, vieles läuft automatisiert ab“, sagt Pichler. Mittels VR-Brille kann man zum Beispiel auf der Bildungsmesse hautnah in den Arbeitsalltag eintauchen – im Hochbau, in der Lackierwerkstatt und der Gastronomie. Auch das Talentcenter wurde für einen Einblick in den Ablauf des Talentchecks virtuell nachgebaut.